Er ist am Packen. «Das Kapitel hier ist beendet», sagt Markus Babbel. Sein Gesicht ist braun gebrannt, der Bart grau und voll. «Das bringt meine Frisur halt mit sich, ich werde am Kopf immer unheimlich schnell braun», sagt der ehemalige FCL-Trainer, der seit Jahren Glatze trägt, und lacht.
Im Januar dieses Jahres hat man ihn bei den Western Sydney Wanderers entlassen. Die Trennung kam nicht überraschend. «Die Resultate haben gefehlt», weiss Babbel. Nun steht die Rückkehr nach Deutschland an. In zwei Wochen ist es so weit. «Wir wollen hier noch alles sauber abschliessen. Dann geht es nach Hause. In Deutschland müssen wir dann zwei Wochen in Quarantäne.»
In Australien verschlimmert sich die Corona-Situation zunehmend. Babbel erzählt: «Anfangs waren die Massnahmen nicht ganz so drastisch wie in der Schweiz oder in Deutschland. Da sind die Menschen noch nach draussen gegangen und haben das alles nicht ganz so ernst genommen. Seit ein paar Wochen aber ist auch hier alles zu. Es ist gespenstisch. Vor der Oper, wo sonst Tausende Menschen stehen, bist du nun alleine. Man muss auch sagen, dass Australien bisher ein Horror-Jahr hat. Erst die Buschbrände, dann stirbt das Great Barrier Reef immer mehr. Nun Corona. Das ist schon heftig.»
Der arbeitslose Trainer lese nun viel, mache Sport und geniesse die Zeit mit seiner Frau und seiner fünfjährigen Tochter. Wie seine Zukunft aussieht, ist völlig offen. «Ich mache mir keinen Druck, da der Fussball aktuell stillsteht. Da muss ich keine Angst haben, etwas zu verpassen.»
Ehre aus Luzern
Auch in der fussballfreien Zeit informiert sich Babbel stets darüber, was über andere Ligen geschrieben wird. «Ich lese jedes Wort darüber», sagt er. Die Schweizer Super League habe er bis zum Corona-Stopp mitverfolgt. Babbel kennt FCL-Trainer Fabio Celestini noch aus seiner Zeit in Luzern. «Sein Fussball hat mir immer sehr gut gefallen, bei Lausanne, bei Lugano. Er lässt offensiven Fussball spielen. Ich mags ihm und auch Sportchef Remo Meyer wirklich gönnen, dass es wieder so gut läuft. Schade, die Corona-Unterbrechung kommt für den FC Luzern zur Unzeit.»
Dass Babbel in der Innerschweiz nach wie vor sehr beliebt ist, zeigt eine Abstimmung auf den offiziellen Kanälen des FC Luzern. Per Instagram haben die FCL-Fans Babbel zum «Trainer des Jahrzehnts» gewählt. «Meine Frau hat mir das erzählt. Natürlich ist das eine grosse Ehre, es zeigt halt auch, dass man in den drei Jahren nicht alles falsch gemacht hat. Ich hatte eine super Truppe, einen super Trainer-Staff und wunderbare Fans. Es war eine sehr schöne Zeit in Luzern, an die ich mich immer gerne erinnere.»
Nun aber wird Babbel in seiner Heimat in München ein neues Kapitel aufschlagen. Über Job-Angebote mache er sich aktuell keine Gedanken, erklärt er: «Ich geniesse mit meiner Familie diese Pause.» Der 47-Jährige aber glaubt daran, dass die Saison in gewissen Ligen zu Ende gespielt werden kann. «Vielleicht geschieht das dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es geht um viel Geld, viele Klubs würden existenzielle Probleme bekommen. Man versucht nun alles, um die Saisons zu beenden.»
Australien werde er vermissen. «Die Menschen hier sind so herzlich, davon können sich die Deutschen sicher eine Scheibe abschneiden», sagt er und lacht. Dann verabschiedet sich Babbel mit seinem gewohnten «Servus» – er muss jetzt weiterpacken.