Es ist Abend in Niteroi, einem gutbürgerlichen Vorort von Rio de Janeiro. Hinter der Autobahnbrücke, die über die Guanabara-Bucht führt, sind die Lichterketten der Metropole zu sehen. Am weissen Strand spielen junge Leute Fussball und Volleyball. «Das hier», sagt Fussballprofi Paulinho Menezes, «könnte für andere Leute das Paradies sein. Aber mein Paradies ist die Schweiz. Ich möchte zurück.»
Am 30. September musste der Ex-GC-Star die Schweiz verlassen. Nach 17 Jahren und 334 Spielen in der Super und Challenge League, die er für die Grasshoppers, Aarau, Lugano und Winterthur absolviert hat.
Als sein Vertrag mit Winterthur im vergangenen Sommer ausläuft, bemüht sich der 1.-Ligist Servette um den Brasilianer. «Wir waren uns einig. Ich hätte gerne für Servette gespielt», sagt Paulinho zu BLICK.
Auch die Genfer sind begeistert vom technisch starken Abwehrspieler. Die Verträge sind bereits aufgesetzt, als der Bund sein Veto einlegt. Paulinhos Aufenthaltsbewilligung wird nicht verlängert. «Es war wie ein Schlag in den Nacken», sagt Paulinho. «Ich habe mein halbes Leben in der Schweiz verbracht, und plötzlich heisst es, ich müsse das Land verlassen.»
Das Staatssekretariat für Migration stützt sich in seinem Entscheid auf das Ausländergesetz für Bürger aus Drittstaaten. «Die Aufenthaltsbewilligung ist an einen Arbeitsvertrag gebunden. Das Gesetz setzt für die Zulassung voraus, dass ein Arbeitgeber belegen muss, dass er keine vergleichbare Fachkraft in der Schweiz oder im EU-Raum finden konnte.
Bewilligungen für Fussballspieler gibt es nur für die Super League oder die Challenge League. Eine Zulassung für Mannschaften in unteren Ligen ist ausgeschlossen», schreibt das Staatssekretariat für Migration.
Paulinho schaut mit traurigen Augen hinüber zur Guanabara-Bucht. Beim brasilianischen Drittligisten São Gonçalo hält er sich fit. Nach dem Training absolviert er Zusatzschichten im Kraftraum.
Er wohnt bei seiner Mutter. Seine Schweizer Freundin, mit der er einen dreijährigen Sohn hat, ist in der Schweiz geblieben.
«Schon vor ein paar Jahren wollte ich den Schweizer Pass beantragen», sagt Paulinho, «das hat leider nicht geklappt. Es braucht so viele Dokumente. Man muss so viele Fragen beantworten können. Und am Schluss reichte die Zeit nicht mehr, um alle nötigen Unterlagen zu besorgen, weil ich ja die Schweiz verlassen musste.»
Er möchte seine Schweizer Freundin Silvia heiraten. «Doch dafür muss ich zuerst alle Dokumente in Brasilien übersetzen lassen – das dauert sehr lange.»
Unten am Strand spielen die Kinder Fussball. Vom Meer weht eine leichte Brise. Paulinho ballt die Faust: «Ich trainiere hart», sagt er. «Ich habe die Hoffung nicht aufgegeben. Ich will zurück in die Schweiz. Zu meiner Familie. Auf die Schweizer Fussballplätze.»