Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter sagt, wer schuld am Katar-Schlamassel ist
Ein Dinner im Elysées-Palast änderte alles

Grosses Podium für Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter an der Uni Basel. Er sagt erstmals öffentlich, wem wir die WM in Katar zu verdanken haben. Und er wäscht seine Hände nach wie vor in Unschuld.
Publiziert: 15.04.2016 um 19:42 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:25 Uhr
Alain Kunz

Störungen waren angesagt. Störungen gabs auch während der Podiumsdiskussion von Blatter mit Strafrechtsprofessor Mark Pieth und Ex-Den-Haag-Chefankläger Luis Moreno Ocampo.

Erst Tambouren-Lärm. Dann Zwischenrufe. Und zu schlechter Letzt eine Hassrede eines Mitglieds der Marxist Society Unibas, der Blatter als „Kriminellen“ bezeichnete. Und die Uni selbst an den Pranger stellte für die Zurverfügungstellung eines Podiums für «Blatters billige Entschuldigungen».

Der Marxist warf auch gleich den neuen Fifa-Boss Gianni Infantino wegen der Panama Papers in denselben Topf wie seinen Vorgänger. Blatters Konter: «Was sie sagen, ist kriminell. Nur so viel: Die Ethikkommission hat trotz der Sperre gegen mich festgestellt, dass es nie einen Zusammenhang gab zwischen Korruption und Schmiergelder und dem Präsidenten. Das ist amtlich – und schriftlich.»

Die Sperre gegen ihn bezeichnete Blatter als «schandhaft». Und er stellte klar, dass er nichts bedauere, was er in seinem Leben getan habe. Aber etwas, dass er nicht getan habe. Nämlich nicht genug getan zu haben, damit die Fifa auf die richtige Spur zurückfinde. Und ja, er sprach von sich immer noch als Präsidenten. Zumindest zwischenzeitlich.

Am spannendsten war aber Blatters Erklärung dafür, wie es 2011 zur Wahl von Katar gekommen war. Das ist zwar ein offenes Geheimnis. Doch aus Blatters Mund hatte man es noch nie gehört. «Aufgrund des Rotationsprinzips sollte die WM 2022 an den amerikanischen Kontinent gehen. Doch da gab es nur die USA als Kandidat. Alle anderen waren Asiaten. Dennoch war der Wille da, die Vereinigten Staaten zu wählen. Bis ein Dinner im Elysées-Palast alle änderte.»

Eingeladen: Uefa-Präsident Michel Platini. Gastgeber: Frankreichs damaliger Präsident Nicolas Sarkozy. Blatter: «Nach diesem Dinner und der dort gemachten ‚Empfehlungen‘ an Platini änderten vier Mitglieder des Exekutivkomitees, die zuvor für die USA gewesen waren, ihre Meinung. Sonst hätte die USA mit 12:10 gewonnen.»

Und last but not least liess Blatter am Deutschen Fussball-Bund kein gutes Haar: «Der DFB» – und Blatter zerdehnte die drei Buchstaben genüsslich, «der DFB sagt von sich, er sei der grösste Sportverband der Welt. Doch er ist nicht in der Lage, seine Probleme intern zu lösen. Er gibt eine Studie extern in Auftrag und vergisst zu sagen, dass die für interne Zwecke sei. Dann geht sie halt raus…»

Nur in einem Punkt schützte Blatter den DFB. Es sei nie etwas bezahlt worden, um die WM zu haben!

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