Der Walliser Sekretär und der Waadtländer Superjoker
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Manchester United scheidet aus:So sichert De Jong Sevilla den Einzug in den Final

So viel Schweiz steckt im Europa-League-Final
Der Walliser Sekretär und der Waadtländer Superjoker

Inter Mailand vs. Sevilla. Im Europa-League-Final steckt auch einiges an Schweiz drin. Zwei Protagonisten sind 31 Kilometer entfernt auf die Welt gekommen.
Publiziert: 21.08.2020 um 17:18 Uhr
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In Sion wird 1980 ein gewisser Massimo Cosentino geboren.
Foto: Zvg
Alain Kunz

Sion, die Kapitale des Wallis. Und Aigle, Waadtländer Kleinstadt an der Grenze zum Wallis. 31,71 Kilometer Luftlinie. In Sion wird 1980 ein gewisser Massimo Cosentino geboren. In Aigle zehn Jahre später Luuk de Jong. Heute treffen sie in Köln aufeinander. Der eine ist dafür besorgt, dass bei Inter Mailand alles reibungslos läuft: Cosentino ist Generalsekretär des Mailänder Grossklubs. Der andere soll Rekordsieger Sevilla zum sechsten Europa-League-Titel schiessen: De Jong ist Stürmer bei Sevilla und schoss im Halb­final Manchester United mit dem 2:1 ins Elend.

«Ich kenne ihn natürlich, allerdings nicht persönlich», sagt Cosentino auf de Jong angesprochen. «Und ich weiss, dass er wie ich ‹Schweizer› ist. Er aber wird mich nicht kennen. Es ist schon schräg, dass wir nun, die so nahe beieinander geboren sind, in einem europäischen Final aufeinandertreffen», sagt der Mann, der in Sion aufwuchs und erst mit 14 Jahren die weite Welt entdeckte. Derweil er von de Jong begeistert ist («ein Topspieler»), sagt er nichts zu seinen eigenen Jungs wie dem Dampfwalzen-Sturm Lautaro Martinez und Romelu Lukaku. «Übers Sportliche rede ich nicht. Ich hoffe einfach, dass ich alles organisiert habe, damit wir diese Trophäe holen. Nervös auf der Tribüne? «Normalerweise nicht. Im Halbfinal war ich es aber. Und im Final wirds wohl nicht anders sein …»

Im Hotel kaserniert

Cosentino ist trotz Studiums in Madrid, wo er den ersten Job (bei Real) antrat – dann arbeitete er bei FC Turin, Novara, Sampdoria Genua und nun in Mailand – Schweizer geblieben. «Ich liebe dieses Land. Schrecklich, dass ich dieses Jahr noch nie in meiner Heimat sein konnte. Denn das ist die Schweiz für mich geblieben. Und die Prinzipien, nach denen bei euch gearbeitet wird, wie etwa die unglaubliche Präzision, sagen mir mehr zu als jene der Italiener.» Kein Wunder, nennt er sich auf Instagram «massimo_swiss».

Es sollte alles bereit sein. «Aber es ist kompliziert», sagt Cosentino. «Seit dem 9. August sind wir in Düsseldorf im Hotel kaserniert, kommen nur für die Spiele raus. Ich habe von der Stadt nichts gesehen, aber spreche bereits wieder ein bisschen Deutsch, das ich ja in der Schule gelernt hatte.» In Corona-Zeiten ist alles enorm kompliziert und lang­fädig.

Nun, für de Jong ists dasselbe. Und geschadet hat es dem 1,88-Meter-Mann auch nicht, wie er mit dem Siegtreffer als Joker gegen ManU bewiesen hat. Ohnehin schiesst er in seinen Gastspielen ausserhalb von Holland nicht enorm viele Tore. Was in der Eredivisie anders war. Da war er sowohl ein Goalgarant für den PSV Eind­hoven (112 Tore) wie auch für Twente Enschede (59 Tore). Viele schoss er da an der Seite von Ex-Nati-Stürmer Blaise Nkufo. Für Newcastle traf er gar nie, für Gladbach und Sevilla je 8-mal. Und für die Elftal 5-mal.

2018/19 mit Eindhoven Torschützenkönig

Dabei war es keineswegs vorgegeben, dass er dereinst auf Torjagd gehen würde. Seine Eltern George und Loeki kamen als Volleyball-Profis ins Waadtland. George wurde Trainer des VBC Leysin und später gar der Schweizer Nationalmannschaft. Im Chablais zwischen Waadt und Wallis kamen Luuk und sein zwei Jahre älterer Bruder Siem, der mittlerweile bei Cincinnati in den USA kickt, auf die Welt. Doch mit fünf Jahren ging Klein Luuk zurück nach Holland. Dann regierte schnell König Fussball, bei De Graafschap.

«Ich habe wenige, aber nur tolle Erinnerungen an die Kindheit in der Schweiz. Aber Französisch spreche ich dennoch nicht», sagte Luuk 2015 zu «20minutes.ch». «Die Alpen um sich herum zu haben, ist fantastisch.» Ebenso 2018/19 mit Eindhoven Torschützenkönig geworden zu sein. Dennoch ist er bei Sevilla «bloss» Supersub, schoss das 2:1 im Halbfinal auch als Joker. «Ich habe immer gesagt, dass ich bereit bin, wenn ich gebraucht werde», sagte er, nachdem er in den elf Spielen mit Sevilla zuvor nie getroffen hatte. Inter und sein Generalsekretär sind gewarnt.

Sevillas Spürnase

Wie schafft es Sevilla, sich im Schatten der Giganten Real, Barcelona und Atletico ständig auf Topniveau zu halten, obwohl ihm regelmässig die Stars weggekauft werden? In der Geschäftsstelle der Andalusier sitzt einer, der sich genau darauf spezialisiert hat. Ramon Rodriguez Verdejo heisst der Mann, der früher mal Spieler im Verein war und von allen nur «Monchi» genannt wird. Der 51-Jährige weiss mit der Erfahrung von fast 20 Jahren als Sevilla-Sport­direktor genau, was er tut.

Die Europa League ist für Monchis Klub in den letzten Jahren zum idealen Schaufenster geworden. Sevilla steht zum sechsten Mal in 14 Jahren im Final – alle fünf bisherigen Endspiele wurden gewonnen. Ebenso wie 25 der letzten 26 Europa-League-Duelle.

500 Mio. Fr. durch Verkäufe

Kein Wunder, haben Europas Topklubs stets ein Auge auf Monchis Ensemble aus akribisch ausgewählten Profis. Seit 2015 nahm der Klub umgerechnet 500 Millionen Franken durch Spielerverkäufe ein! Monchi weiss, dass potenzielle Stars bei seinem Klub nicht lange verweilen. Daher hat er in seiner Amtszeit ein System entwickelt, das ihm rasches, effektives Reagieren auf Abgänge ermöglicht.

Gegen­über dem «Guar­dian» erklärte es Monchi einmal so: «Wir schauen monatelang viel Fussball in verschiedenen Ligen, ohne ein bestimmtes Ziel, wir sam­meln nur Daten. Jeden Monat stellen wir eine Top-Elf aus jeder Liga zusammen.» Das Resultat: Monchi hat stets eine Liste mit rund 250 potenziellen Neuzugängen zur Hand. «Wenn der Trainer sagt, er will einen linken Ver­tei­diger, der im Schnitt elf Kilo­meter pro Spiel läuft, 800 Meter sprintet und beid­füssig ist, passen von der Liste zehn Spieler ins Profil.»
Und nach dem Final werden Spieler wie Luuk de Jong, Lucas Ocampos oder Jules Koundé auf dem Markt sicher wieder heissbegehrt sein.

Wie schafft es Sevilla, sich im Schatten der Giganten Real, Barcelona und Atletico ständig auf Topniveau zu halten, obwohl ihm regelmässig die Stars weggekauft werden? In der Geschäftsstelle der Andalusier sitzt einer, der sich genau darauf spezialisiert hat. Ramon Rodriguez Verdejo heisst der Mann, der früher mal Spieler im Verein war und von allen nur «Monchi» genannt wird. Der 51-Jährige weiss mit der Erfahrung von fast 20 Jahren als Sevilla-Sport­direktor genau, was er tut.

Die Europa League ist für Monchis Klub in den letzten Jahren zum idealen Schaufenster geworden. Sevilla steht zum sechsten Mal in 14 Jahren im Final – alle fünf bisherigen Endspiele wurden gewonnen. Ebenso wie 25 der letzten 26 Europa-League-Duelle.

500 Mio. Fr. durch Verkäufe

Kein Wunder, haben Europas Topklubs stets ein Auge auf Monchis Ensemble aus akribisch ausgewählten Profis. Seit 2015 nahm der Klub umgerechnet 500 Millionen Franken durch Spielerverkäufe ein! Monchi weiss, dass potenzielle Stars bei seinem Klub nicht lange verweilen. Daher hat er in seiner Amtszeit ein System entwickelt, das ihm rasches, effektives Reagieren auf Abgänge ermöglicht.

Gegen­über dem «Guar­dian» erklärte es Monchi einmal so: «Wir schauen monatelang viel Fussball in verschiedenen Ligen, ohne ein bestimmtes Ziel, wir sam­meln nur Daten. Jeden Monat stellen wir eine Top-Elf aus jeder Liga zusammen.» Das Resultat: Monchi hat stets eine Liste mit rund 250 potenziellen Neuzugängen zur Hand. «Wenn der Trainer sagt, er will einen linken Ver­tei­diger, der im Schnitt elf Kilo­meter pro Spiel läuft, 800 Meter sprintet und beid­füssig ist, passen von der Liste zehn Spieler ins Profil.»
Und nach dem Final werden Spieler wie Luuk de Jong, Lucas Ocampos oder Jules Koundé auf dem Markt sicher wieder heissbegehrt sein.

Europa League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lazio Rom
Lazio Rom
5
9
13
2
Athletic Bilbao
Athletic Bilbao
5
7
13
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
5
5
13
4
Galatasaray SK
Galatasaray SK
5
4
11
5
RSC Anderlecht
RSC Anderlecht
5
4
11
6
Ajax Amsterdam
Ajax Amsterdam
5
10
10
7
Olympique Lyon
Olympique Lyon
5
7
10
8
Glasgow Rangers
Glasgow Rangers
5
6
10
9
Tottenham Hotspur
Tottenham Hotspur
5
4
10
10
Fotbal Club FCSB
Fotbal Club FCSB
5
2
10
11
Ferencvaros Budapest
Ferencvaros Budapest
5
6
9
12
Manchester United
Manchester United
5
3
9
13
FC Viktoria Pilsen
FC Viktoria Pilsen
5
2
9
14
Olympiakos Piräus
Olympiakos Piräus
5
2
8
15
Fenerbahce Istanbul
Fenerbahce Istanbul
5
0
8
16
Real Sociedad
Real Sociedad
5
1
7
17
Bodö/Glimt
Bodö/Glimt
5
0
7
18
SC Braga
SC Braga
5
0
7
19
AZ Alkmaar
AZ Alkmaar
5
0
7
20
FC Midtjylland
FC Midtjylland
5
0
7
21
AS Rom
AS Rom
5
0
6
22
Besiktas JK
Besiktas JK
5
-6
6
23
FC Porto
FC Porto
5
0
5
24
Union Saint-Gilloise
Union Saint-Gilloise
5
-1
5
25
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
5
-3
5
26
SK Slavia Prag
SK Slavia Prag
5
-1
4
27
PAOK Thessaloniki
PAOK Thessaloniki
5
-3
4
28
IF Elfsborg
IF Elfsborg
5
-4
4
29
FC Twente Enschede
FC Twente Enschede
5
-3
3
30
Malmö FF
Malmö FF
5
-6
3
31
Maccabi Tel Aviv FC
Maccabi Tel Aviv FC
5
-7
3
32
Qarabag FK
Qarabag FK
5
-9
3
33
Ludogorets 1945 Razgrad
Ludogorets 1945 Razgrad
5
-5
2
34
FK Rigas Futbola Skola
FK Rigas Futbola Skola
5
-6
2
35
OGC Nizza
OGC Nizza
5
-7
2
36
FC Dynamo Kiew
FC Dynamo Kiew
5
-11
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