Dinge, die man am Samstag um Mitternacht tun könnte: Sich im Ausgang einen Drink genehmigen, die Kino-Spätvorstellung besuchen, mit Kollegen einen Jass klopfen, faul auf der Couch liegen, schlafen. Aber rennen? Um Mitternacht? An einem Samstagabend?
Was für Normalsterbliche nicht unbedingt ein Grund zur Freude wäre, wurde für die Spieler des FC St. Gallen am vergangenen Samstag Tatsache. Nach der 0:4-Pleite gegen den FCZ greift Espen-Coach Joe Zinnbauer durch, bietet seine Mannschaft nach der rund eineinhalbstündigen Busfahrt von Zürich noch zum Training auf. «Man kann nach einem 0:4 und so einer miserablen Leistung nicht einfach so tun, als wäre alles in Ordnung», begründet Zinnbauer. Ein 10-Kilometer-Lauf unter Flutlicht ist zu Beginn geplant, nach fünf absolvierten Kilometern hat der Deutsche Erbarmen mit den Spielern, schickt seine Mannschaft in die Garderobe – und danach nach Hause. Dafür streicht der 45-Jährige am Montag den freien Tag.
Haben die disziplinarischen Massnahmen gewirkt? «Ja», ist Zinnbauer überzeugt, «die Mannschaft war einsichtig. Wir haben die Niederlage gegen den FCZ aufgearbeitet.» Sein Verteidiger Pascal Thrier bezeichnete den Auftritt gegen die Stadtzürcher als «katastrophal», man müsse sich dafür «schämen» und «endlich die Finger rausnehmen».
Fakt ist: Die St. Galler rutschen nach der Niederlage gegen den FCZ auf Rang 7 ab, drei Pleiten in Folge, 4:11 Tore, nur noch 9 Punkte trennen die Ostschweizer vom Tabellenletzten aus Vaduz. Man müsse jetzt nach hinten schauen, sagt Zinnbauer.
Am Sonntag kommt es auswärts zum Direktduell gegen Vaduz. Beim Blick auf die Statistik müsste den St. Gallern angst und bange werden. Seit dem 23. Mai 2012, seit 1414 (!) Tagen, warten die Espen auf einen Sieg gegen den kleinen Nachbarn. Aus den letzten sechs Spielen resultierten drei Pleiten und drei Remis.
Obs am Sonntag für drei Punkte reicht? Oder müssen die St. Galler um Mitternacht wieder zum Lauftraining antraben?