Auf einen Blick
Nein, Freudensprünge wird Taulant Xhaka keine gemacht haben, als Fabian Frei (35) zum FC Winterthur wechselte. Zwar hat der FCB-Terrier nun einen Konkurrenten weniger im zentralen Mittelfeld, aber mit dem Thurgauer verliert der 33-Jährige einen guten Kumpel, einen langjährigen Weggefährten, einen Fürsprecher. Und er kriegt einmal mehr vor Augen gehalten, wie schnell in Basel vergangene Heldentaten vergessen werden. Selbst ein Status als Rekordspieler hilft wenig, wenn die Verantwortlichen nicht mehr überzeugt sind. Auch Michael Lang (33), ein weiterer langjähriger FCB-Profi mit grossen Meriten, wurde in diesem Sommer unschön abgesägt.
Urgesteine? Sie sind im Joggeli vom Aussterben bedroht, Xhaka der Letzte seiner Art. Erwischts nun auch jenen Mann, der in zwei Wochen gegen den FCZ sein 400. Spiel für den FCB absolvieren könnte? Was dafür und was dagegen spricht.
Die Zahlen
Für einen Abgang durch die Hintertür spricht die Konkurrenzsituation im zentralen Mittelfeld. Und der Fakt, dass Taulant Xhaka in den Überlegungen von Coach Fabio Celestini derzeit nur eine Nebenrolle spielt. Bloss 20 von möglichen 540 Super-League-Minuten hat Xhaka in dieser Saison absolviert. Viel zu wenig für einen Mann, der noch einen gut dotierten Vertrag bis Juni 2027 besitzt. Dabei gehört der Rechtsfuss noch immer zu den passsichersten Spielern der Liga. Von seinen 13'899 Zuspielen, die er im Laufe seiner Karriere angehäuft hat, kamen über 90 Prozent an. Eine Quote, die er auch in der letzten Saison halten konnte. Auch in Sachen Zweikampfstärke muss sich der Aggressivleader nicht verstecken, über die Hälfte seiner 371 Duelle hat er in der vergangenen Spielzeit gewonnen. Hinzu kommen 190 Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte. Ein guter Wert. Aber derzeit nicht gut genug für die Ansprüche der Basler.
Xhakas Nervenkostüm
Es gibt ein Lied über Taulant Xhaka. «Tauli» heissts, geschrieben von Krysl und WiitundBreit, zwei Rappern aus Winterthur. «A mir chunsch nöd verbi wie bim Tauli, vier Spiel gsperrt wie dr Tauli», lautet eine Zeile. Der Song ist einem der aggressivsten Spieler der Super-League-Geschichte gewidmet. Einem Mann, der in seiner Karriere schon sieben Mal vom Platz geflogen ist. Und insgesamt 40 (!) Spiele wegen Sperren verpasste. Unvergessen, als Xhaka FCZ-Verteidiger Nikola Katic in Zidane-Manier per Kopfstoss niederstreckte. Wegen dieser dämlichen Aktion verpasste Xhaka im letzten Sommer den Saisonstart gesperrt und fand sich danach auf der Ersatzbank wieder. Als er sich unter Fabio Celestini wieder einen Stammplatz erkämpfte, trat er dem damaligen GC-Stürmer Bradley Fink in die Weichteile, wurde für zwei Spiele aus dem Verkehr gezogen, wärmte danach wieder das Bänkli. Erneut kämpfte er sich zurück, war gegen Ende der Saison wieder gesetzt. Auch, weil seine kurze Zündschnur für einmal nicht brannte und er keine einzige Gelbe Karte mehr sah. Nicht ausgeschlossen deshalb, dass Xhaka nach dem Abgang von Frei wieder mehr Einsatzminuten erhält. Am Sonntag im Cup gegen Nyon beispielsweise. Oder eine Woche später im Duell mit dem Erzrivalen aus Zürich. Die Frage wird sein, ob er die Nerven behält. Oder seine Mannschaft erneut mit unüberlegten Aktionen schwächt.
Die Fans
Gegen einen unschönen Abgang im Streit spricht, dass der Ur-Basler, aufgewachsen im St. Johann-Quartier, bei den Hardcore-Fans noch immer Kult-Status geniesst. Und dass es zu einem Fan-Aufstand kommen könnte, wenn sich die Klub-Bosse öffentlich mit der Identifikationsfigur anlegen. Ex-Boss Bernhard Burgener kann ein Lied davon singen. Als die Verantwortlichen im Frühling 2021 Publikumsliebling Valentin Stocker suspendierten, gingen über 1000 Anhänger auf die Strasse. Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss auf Social Media. Als Xhaka im März das Gefühl hatte, von den FCB-Verantwortlichen aus dem Klub gedrängt zu werden, schrieb er seinen über 300'000 Followern auf Instagram: «Ich sage es nochmals: Vertrag bis 2027 und so wird es auch bleiben, und zwar bis zum Schluss!»