Das Nations-League-Spiel in St. Gallen ist für einen «Isländer» mehr Heimspiel als für alle Schweizer! Islands Athletiktrainer Sebastian Boxleitner (42) lebt mit seiner Familie schon seit elf Jahren in St. Gallen und hat ein eigenes Büro im Stadion. Der Deutsche arbeitet auch beim FCSG als Athletikcoach, er ist diese Saison nach einem Jahr Pause zu den Espen zurückgekehrt.
Auf Wunsch von Sportchef Alain Sutter kümmert sich Boxleitner nun auch intensiv um den Nachwuchs. Mit Raphael Schuler wurde die Athletik-Abteilung um einen zweiten Mann ergänzt. Boxleitner: «Das ist perfekt. So ist auch jemand da, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin.»
Jetzt ist Nati-Pause – aber Boxleitner trotzdem im Kybunpark. «Ein echtes Heimspiel. Allerdings war ich bis letzte Woche noch nie in der Gästekabine! Dabei liegt mein Büro direkt darunter», sagt der Deutsche, dem die Bekanntschaft mit Ex-Lustenau-Trainer Helgi Kolvidsson 2016 den Island-Job einbrachte. Der Präventions- und Regenerations-Spezialist war auch an der WM im Staff und ist längst Island-Insider geworden.
«Alle sind über fünf Ecken miteinander verwandt»
«Es ist tatsächlich so: Alle sind über fünf Ecken miteinander verwandt, es ist eine grosse Familie. Es ist unfassbar, wie klein die Insel ist», sagt Boxleitner. Für den Teamgeist habe das einen grossen Vorteil. «Selbst wenn ein neuer Spieler kommt, kennen ihn die anderen schon und das nicht nur aus den Medien. Sie sind total unvoreingenommen. Da macht keiner grosse Augen, weil einer wie Gylfi Sigurdsson 50 Millionen gekostet hat.»
Der Everton-Neuzugang ist in St. Gallen der grosse Name bei den Isländern. Boxleitner: «Drei unserer gewohnten Säulen fehlen hingegen.» Alfred Finnbogason (Augsburg), Johann Berg Gudmundsson (Burnley) und der bärtige Captain Aron Gunnarsson (Cardiff) sind angeschlagen – Gunnarsson wurde ausserdem diese Woche zum zweiten Mal Vater.
Neu ist der Chef: Island-Trainer Erik Hamrén gibt in St. Gallen sein Debüt. «Ein super umgänglicher Typ, der viel lacht. Auf dem Platz kann er aber auch laut werden. Bisher hat er nicht viel geändert, das ist auch gut so.» Der grösste Unterschied: Schwede Hamrén redet Englisch mit den Spielern. Boxleitner: «Jetzt verstehe ich endlich alles an den Teamsitzungen!»