Der Mann aus dem Ruhrpott mit den kantigen Sprüchen revolutioniert ab 1985 in der Innerschweiz den Fussball: Rausch, als Trainer 1980 Uefa-Cup-Sieger mit Frankfurt, später Trainer bei Fenerbahçe Istanbul, Maastricht und PAOK Saloniki, führt den Profi-Fussball ein.
Bereits vier Jahre später liegen sie sich am Fusse des Pilatus in den Armen: Der FCL ist mit Rausch – und Spielern wie Roger Wehrli, Longo Schönenberger, Peter Nadig und Adrian Knup – erstmals Meister.
1992 stellt Rausch auch noch den Cup-Pokal in die Luzerner Vitrine. Doch weil der FCL gleichzeitig absteigt, rauscht Friedel weiter.
In Basel kreuzt sich im selben Sommer Rauschs Weg mit dem damals 17-jährigen Basler Ausnahmetalent und heutigen GC-Trainer Murat Yakin. «Was soll ich mit diesem fetten Türken?», soll Rausch gefragt haben. Er präzisiert später: «Ich hab nur gesagt, er soll fünf Kilo abnehmen und dann wiederkommen.»
Weil Sforza ging, köpfte er eine Flasche Schampus
Yakin geht zu GC. Rausch zum 1. FC Kaiserslautern, wo er 1993 den späteren Nati-Captain Ciri Sforza bei seinem Bundesliga-Debüt unterstützt. Als im März 1995 Sforza seinen Trainer anruft und ihm erklärt, dass er den auslaufenden Vertrag beim 1. FCK nicht verlängern werde, macht Rausch aus Freude am späteren Morgen in seinem Trainerbüro eine Flasche Champagner auf. 15 Minuten später die Ernüchterung. Rausch damals zu BLICK: «Ich hatte das Wörtchen ‹nicht› überhört. Die Flasche haben wir trotzdem leer gemacht.»
Nach den Stationen Linz, Mönchengladbach und Nürnberg springt Rausch 2001 oder 21 Jahre nach dem unvergesslichen Europacup-Sieg nochmals bei Abstiegskandidat Frankfurt ein.
Mit Ex-Trainer Timo Konietzka besucht SonntagsBlick im April 2001 Rausch und sein Team am Tag des Spiels gegen Ottmar Hitzfelds Bayern.
Mitten in der Teambesprechung im Hotel Kempinski in Falkenstein im Hochtaunus platzt Konietzka rein. Frankfurts Nothelfer springt vom Esstisch auf und ruft: «He, mein Junge!» Rausch geht an seinen Spielern vorbei, umarmt seinen alten Kumpel Timo. Und fragt dann in die Runde: «Kennt ihr den?» Er wartet nicht auf die Antwort. «Der hat das erste Bundesliga-Tor geschossen. Und der hat, wenn er auf dem Platz angespuckt wurde, gleich zurück gespuckt. So müsst ihr am Nachmittag gegen Bayern auch auftreten.»Ende Saison 2001 tritt Rausch zurück und geniesst das Rentnerleben im luzernischen Horw, abgesehen von einem Intermezzo als Team-Manager beim FC von 2004 bis 2006.
Ein Bild machte ihn 1969 berühmt
In Deutschland bleibt Rausch auch wegen eines Hundebisses in Erinnerung. Das Bild des vor Schmerz schreienden Schalke-Spielers geht am 6. September 1969 um die Welt. Beim Revier-Derby gegen Dortmund wird Rausch in der Pause von einem Polizeihund in den Allerwertesten gebissen. Nach einer Tetanus-Spritze spielt Rausch weiter. Auf die Frage von Moderator Dieter Kürten im ZDF-Sportstudio, was passiert wäre, wenn der Hund vorne zugebissen hätte, antwortete Rausch: «Dann hätte der Schäferhund alle seine Zähne verloren.»
Hautkrebs, zwei Infarkte und zwei Embolien
2006 besiegt Rausch einen bösartigen Hautkrebs auf der Stirn. Er überlebt zwei Lungenembolien und zwei Herzinfarkte. Und vor zwei Jahren erholt er sich von einem Sturz vor seinem Haus, bei dem er sich schwere Kopfverletzungen zuzieht.
Gestern 10.25 Uhr ist Rausch nach dem Frühstück daheim friedlich eingeschlafen. Er hinterlässt Gattin Marlis, die Söhne Ingo und Mark. Und vier Enkelkinder.