Das einsame Leben von Risiko-Patient Maradona
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Er isst Pizza auf Fisch:Das einsame Leben von Risiko-Patient Maradona

Er ist Pizza auf Fisch, ist alleine und kann kaum Treppen steigen
Das einsame Leben von Risiko-Patient Maradona

Der Virus stoppt auch vor Legenden nicht. Diego Armando Maradona (59), nach seinen Exzessen Risiko-Patient, lebt nun allein und abgeschieden in Argentinien. BLICK erzählt, wie sein einsames Leben aussieht.
Publiziert: 18.05.2020 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 23.06.2020 um 17:45 Uhr
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Quarantäne statt Training. Diego Maradona verbringt die fussballfreie Zeit momentan alleine bei sich zu Hause.
Foto: NurPhoto via Getty Images
Sebastian Fest

Diego Maradona, der Wundermacher. Diesmal war er an einer Art Wunder beteiligt, ohne dafür überhaupt einen Ball zu berühren.

Es beginnt im September 2019. Gimnasia y Esgrima de La Plata macht Maradona zum Trainer. Die Mannschaft in der höchsten argentinischen Liga liegt auf dem letzten Rang. 26'000 Fans empfangen Maradona beim ersten Training. Aber auch mit dem neuen Heilsbringer bleibt Gimnasia wochenlang am Tabellenende kleben.

Doch dann beginnt die Corona-Krise. Auch der argentinische Fussball muss im März seine Meisterschaft beenden. Ohne sein Haus zu verlassen, lässt Maradona das Wunder geschehen. Die Liga entscheidet im April: kein Absteiger! Gimnasia mit Trainer Maradona kann also mindestens bis 2022 in der ersten Liga verbleiben. «Viele sagen, es sei eine neue Hand Gottes», meldete sich Maradona aus der Quarantäne, als er von der Entscheidung erfuhr. «Aber heute bitte ich um diese Hand, dass sie die Corona-Pandemie beendet, damit die Menschen ihr Leben wieder gesund und glücklich leben können.»

Nach Jahren der Skandale und Hektik ist Maradona ruhiger geworden. Die verbalen Ausraster und die peinlichen Situationen, in die er verwickelt war, sind seltener geworden. Möglicherweise liegt es daran, dass der vielleicht beste Fussballer aller Zeiten auf seinen 60. Geburtstag am 30. Oktober zusteuert. Wird er etwa altersmilde?

Der Klub bat Maradona, auf Gehalt zu verzichten. Er tat es, ohne zu zögern. Erstaunlich, aber wahr: Heute ist der «Gott des Fussballs» ein alter Mann mit gebrechlicher Gesundheit. Verschiedene schwere Krankheiten, Drogenexzesse und Entziehungskurse haben ihre Spuren hinterlassen.

Ein soziales Gewissen

Leopoldo Luque ist Maradonas Leibarzt. Er betont, dass das ehemalige Fussball-Genie «ein Risikopatient» sei. Aber auch ein ein­facher Patient inmitten der totalen Quarantäne, die in Argentinien am 20. März ausgerufen worden ist. «Maradona ist sich der Situation sehr bewusst. Er versteht, was es heisst, zu Hause bleiben zu müssen, die Richtlinien einzuhalten. Er hat ein unglaublich soziales Ge­wissen und bittet mich, alle wissen zu lassen, dass es ihm gut geht. Ich kommuniziere per Telefon oder Videoanruf mit ihm, denn er darf niemanden sehen – nicht einmal mich.»

Der Weltmeister von Mexiko 1986 verbringt die Krise eingesperrt in einem grossen Haus am Stadtrand von Buenos Aires. Ein geschlossenes Viertel, weit weg von neugierigen Menschen und Journalisten. Die Gegend trägt den trügerischen Namen Bella Vista (schöne Aussicht). Das Haus hat vier Schlafzimmer im Obergeschoss und eines im Erdgeschoss, wo Maradona monatelang schlafen musste, weil es ihm das 2019 operierte Knie nicht erlaubte, Treppen zu steigen. Maradona, Idol für Millionen von Fussballfans, lebt ohne Familie, nur begleitet von einem Neffen (Jhony) und einem Freund (Charly). Dabei hätte er ja genug Kinder, die sich um ihn kümmern könnten. Wahrscheinlich ist er mindestens acht- wenn nicht gar zehnfacher Vater. Und das mit sieben bis neun verschiedenen Müttern.

Jahrelang kannte man nur seine zwei Töchter Giannina Dinorah (29) und Dalma Nerea (31), mit denen hat er sich letztes Jahr verkracht. Sein ältestes Kind stammt aus einer Affäre mit Cristiana Sinagra in Neapel: Diego Armando Maradona jr. ist heute 32. Maradona wollte ihn nicht anerkennen, bis er durch ein Gericht dazu gezwungen wurde. Auch der Erstgeborene wollte Fussballer werden, kam aber nicht über die sechsthöchste Liga hinaus und spielt heute Beachsoccer.

2003 erschlich sich der Junior ein Treffen mit dem Senior auf einem Golfplatz. So richtig herzlich soll es nicht gewesen sein. Kein Wunder, dauerte es nochmals 13 Jahre, bis es 2016 bei einem Nachtessen zur Versöhnung kam. Tochter Jana Maradona ist 24, ebenfalls aus einer flüchtigen Beziehung, ebenfalls lange nicht anerkannt. Als Teenager besuchte sie ein Fitnessstudio, um ihren Vater endlich zu treffen. Heute sollen sie sich gut verstehen.

Drei Kinder in Kuba

Diego Fernando ist erst sieben. Die Beziehung mit dessen Mutter Veronica Ojeda beendete Maradona schon vor der unerwünschten Geburt. Aber Vater und Sohn ver­stehen sich sehr gut. Der Junge war vor zwei Jahren auch in Mexiko dabei, als Maradona in der zweiten Liga die Dorados trainierte.

Vor gut einem Jahr hat Diego zwei weitere Kinder anerkannt. Joana und Lu, Zwillinge aus der Beziehung, die er in Havanna mit Adonay Frutos hatte. Maradona verbrachte zwischen 2000 und 2005 viel Zeit in Kuba, um sich von seiner Drogensucht zu kurieren.

Maradonas Anwalt Matías Morla erwähnte sogar noch einen dritten Sohn, Javielito. Alle drei Kinder lernte Maradona im Dezember 2016 kennen, als er an der Beerdigung von Kubas Staatschef Fidel Castro teilnahm. Es soll auch noch zwei weitere Söhne geben, die da­rauf warten, anerkannt zu werden. Einer in Argentinien, einer in Kuba. Und wer weiss, ob dies die letzten sind?

So viele Kinder, so berühmt, so verehrt – und trotzdem muss Maradona seine Tage einsam verbringen. Er träumt von der Zeit, wenn er wieder seine Mannschaft trainieren, im Stadion vor Publikum spielen kann: «Das erste Spiel wird sein, wie wenn man seine Freundin nach einem langen Urlaub wiedersieht.»

Während seiner Tage zu Hause trainiert Maradona auf dem Hometrainer, verfolgt die Nachrichten und geniesst Fussballspiele von früher. Abends ein Film und ab und zu sein Lieblingsgericht: ein in eine Pizza verwandelter Fisch. Damit kann er sich ein bisschen trösten.

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