Boris Smiljanic (43) weiss, was es heisst, vor leeren Rängen zu spielen. Mit dem FCB tritt er im November 2005 auswärts im berühmt-berüchtigten Marakana gegen Roter Stern Belgrad an. Statt auf fast 100 000 heissblütige Serben zu treffen, erwartet die Basler eine Gruselstimmung. Der FCB gewinnt das Spiel. Für Smiljanic kein Zufall.
«Wären Zuschauer zugelassen gewesen, hätten sie uns bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und der Gegner hätte sich über die Emotionen ins Spiel gebissen.» Grundsätzlich seien bei Geisterspielen «jene Spieler im Nachteil, die kampfbetont agieren», so der ehemalige Nati-Verteidiger. Sieht auch Mario Cantaluppi so. Der lebte bei seinen Klubs stets von seiner Härte. Spiele vor leeren Rängen? Für «Lupo» ein Graus. «Wenn du einen Zweikampf gewinnst und das Publikum dich abfeiert, dann ist das geil. Nun hast du die Bestätigung nicht.»
Allgemein sei es mental brutal schwierig, sich auf ein Geisterspiel vorzubereiten, so der 46-Jährige. «Es ist schwierig, zu realisieren, dass es ein Ernstkampf ist und kein Freundschaftsspiel. Auch für den Trainer, der die Mannschaft heiss machen muss.»
Cantaluppi selbst hat in seiner Karriere ebenfalls ein Geisterspiel erlebt. Mit Basel in Moskau gegen Spartak. «Weil es aber minus 10 Grad hatte, wären die Zuschauer auf den Rängen sowieso erfroren, deshalb hat es gar keinen grossen Unterschied gemacht», so der ehemalige Nati-Spieler mit einem Schmunzeln. Dass der FCB 2:0 gewonnen hat, dürfte gleichwohl auch kein Zufall gewesen sein.
Carlos Varela hat sein einzig mögliches Spiel ohne Zuschauer verpasst. Beim Duell zwischen dem FCZ und YB 2008 war er gelbgesperrt. Insgesamt hat Varela in seiner Karriere über 100 Verwarnungen kassiert. Kaum einer hat mehr von den Emotionen gelebt als der Genfer. «Ohne Zuschauer hätte ich weniger Gelbe Karten bekommen ...», so Varela schmunzelnd.
Gegner-Fans als Ansporn
Vor allem die gegnerischen Fans hätten ihn jeweils extra heiss gemacht. «Wenn ich beleidigt wurde, dann habe ich das persönlich genommen, dann hat mich das besonders angestachelt. Dann wollte ich’s ihnen in der Nachspielzeit unbedingt noch beweisen und ging den einen Extrameter, obwohl ich müde war», so der ehemalige Servette-, YB-, Basel- und Aarau-Profi.
Ob laufstarke, kampfbetonte Teams deshalb bei Geisterspielen im Nachteil sind? «Sowieso!», antwortet Varela.