Zwei späte Tore gegen die Ukraine
Licht und viel Schatten bei Deutschland-Remis

Nach früher Führung gerät Deutschland im Benefizspiel gegen die Ukraine zwischenzeitlich mit 1:3 in Rückstand. Havertz und Kimmich sorgen in der Schlussphase dafür, dass die Partie unentschieden endet.
Publiziert: 12.06.2023 um 20:18 Uhr
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Niclas Füllkrug (verdeckt) erzielt Deutschlands 1:0 in der sechsten Minute gegen die Ukraine.
Foto: keystone-sda.ch

Ein leuchtendes Zeichen für den Frieden – und weitere Alarmsignale für Hansi Flick. Die deutsche Fussball-Nationalmannschaft hat beim grossen Jubiläum in ihrem 1000. Länderspiel die 215. Niederlage zwar noch eben so abgewendet, ist ein Jahr vor der Heim-EM aber weit von der erhofften Titelform entfernt.

Beim 3:3 (1:2) in Bremen gegen die Ukraine offenbarte die Elf von Bundestrainer Flick abermals riesige Mängel, das Experiment mit Dreierkette und Doppelspitze funktionierte nicht und wurde abgebrochen. Grundlegende Dinge fehlten, besonders Körperlichkeit, Passschärfe, Konzentration - doch immerhin stimmte die Moral.

Pfiffe der Zuschauer

Dabei brachte Werder-Stürmer Niclas Füllkrug (6.) die DFB-Auswahl mit seinem siebten Tor in seinem siebten Länderspiel in Führung. Doch statt des erhofften Familienfestes mit fanfreundlicher Anstosszeit (18.00 Uhr) erlebten die 35'795 Zuschauer im ausverkauften Weserstadion den nächsten ernüchternden Abend. In ihrer Verzweiflung pfiffen sie oder stimmten Werder-Sprechchöre an.

Fast auf den Tag genau zwölf Monate vor der EM (14. Juni bis 14. Juli 2024) drehten die Gäste die Partie durch Wiktor Zygankow (19./56.) und ein Eigentor von Antonio Rüdiger (23.), Kai Havertz (83.) und Joshua Kimmich per Foulelfmeter (90.+1) retteten zumindest das Remis. Dennoch muss am Freitag in Warschau gegen Polen mit Ausnahmestürmer Robert Lewandowski dringend eine deutliche Leistungssteigerung her.

Einlauf mit ukrainischen Kindern

Von Bremen ging an Tag 474 des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ein ganz «besonderes Zeichen» aus, wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte. Die Teams liefen mit ukrainischen Kindern ein und stellten sich zum gemeinsamen Foto auf, weit weg an der Front schauten die Soldaten auf ihren Handys zu.

Botschaft hin, Jubiläum her – sportlich betrachtet, betonte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, müsse «jetzt jeder Spieler verstehen», dass es um die Tickets für die «einmalige» EM gehe. Und für Flick darum, rechtzeitig eine titelreife Elf zu formen, zugleich aber Optionen zu testen – wie die Doppelspitze.

Füllkrug stürmte neben Leroy Sané und vergab bei seinem ganz persönlichen Heimspiel freistehend die erste Chance (2.). Kurz darauf hielt er nach feinem Chipball von Joshua Kimmich sein Knie in einen Schuss von Marius Wolf – und es ertönte das hier typische Tor-Nebelhorn.

Dreierkette mit Lücken

Apropos ausprobieren: Flick setzte erst zum zweiten Mal in seiner Amtszeit auf eine Dreierkette, die erhebliche Lücken aufwies. Nach einem Fehlpass von Julian Brandt kamen Rüdiger und Matthias Ginter nicht mehr an Zygankow heran, der ausglich. Ersatzmann Kevin Trapp im Tor war ebenso machtlos wie beim 1:2, als der Ball nach Fehlern von David Raum, des überforderten Nico Schlotterbeck und Wolf von Rüdigers linkem Fuss unglücklich ins Netz prallte.

Flick schimpfte bald verärgert vor sich hin, auch ein Freistoss von Sané an die Latte (45.+3) hellte seine finstere Miene nicht auf. An seinem System hielt er zunächst fest, auch nach den ersten personellen Wechseln mit Wiederbeginn. Doch Probleme gab es auch im Mittelfeld, wo Leon Goretzka in der defensiven Rolle nicht der erhoffte Anker war.

Ein halbhoher, viel zu scharf gespielter Rückpass von Brandt auf den überraschten Ginter brachte das dritte Gästetor. Flick, der auf die Champions-League-Finalisten Ilkay Gündogan und Robin Gosens sowie den angeschlagenen Timo Werner verzichten musste, stellte nach einer guten Stunde auf 4-3-3 um. Havertz gelang nach einer schönen Einzelaktion das zweite deutsche Tor, Kimmich glich vom Punkt aus. (AFP)

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