Da wird der Hahn in der Pfanne verrückt. Nach unglaublichem Kampf kickt die Nati den Weltmeister aus dem Turnier. Eine Leistung, die einfach nur stolz macht. Und drei Führungspersonen haben einen richtig guten Job gemacht.
Es ist das Wunder von Bukarest, und die Szenen, sie sind beinahe tumultartig. Die Schweizer Spieler fallen übereinander her, als obs kein Morgen gäbe.
Sieg gegen Weltmeister Frankreich nach Penaltyschiessen! Gegen eine Mannschaft, die vier (!) Mal so wertvoll ist! Gegen Mbappé, Pogba, Griezmann und Benzema! Was für eine irre Leistung – adieu les Bleus! Jetzt sind wir eine Grande Nation!
Diese Moral, diese Mentalität, ein 1:3 gegen den Weltmeister aufzuholen. Einfach nur der Wahnsinn! Wie die Mannschaft an sich geglaubt hat, einfach nur ganz grosse Klasse. Und es ist vor allem eine Partie für die Geschichtsbücher. 67 Jahre ist es her, als sich die Nati das letzte Mal für einen Viertelfinal bei einem grossen Turnier qualifizierte.
Das war an der Heim-WM 1954. Und nun hat es diese Mannschaft wieder geschafft – nachdem die Nati an grossen Turnieren fünf Mal in Folge im Achtelfinal gescheitert ist: An der WM 1994 gegen Spanien (0:3), WM 2006 gegen die Ukraine (0:3 nach Penaltyschiessen), WM 2014 gegen Argentinien (0:1 nach Verlängerung), EM 2016 gegen Polen (4:5 nach Penaltyschiessen) und WM 2018 gegen Schweden (0:1).
Es ist der grösste Nati-Sieg aller Zeiten: Über dem 1:0 gegen Spanien an der WM 2010 oder dem 4:2 gegen Grossdeutschland an der WM 1938. Dieser Coup gegen Frankreich, er ist zum einen ein Verdienst für die ganze Mannschaft. Aber auch für drei Führungspersönlichkeiten, die trotz viel Kritik mit ihrem sturen Kopf nun vieles richtig machten.
Petkovic macht alles richtig
Für Trainer Vladimir Petkovic, der trotz Lamborghini-Show, dem Tattoostudio-Skandal und der Figaro-Affäre stets die Ruhe bewahrte. So mühsam seine Sturheit in vielen Dingen für viele Personen im Umfeld ist, so sehr hat sich diese Knorrigkeit nun ausbezahlt. Petkovic stand wie eine Eiche im Wind – und für ihn ist es ein ganz grosser Sieg. Und auch bei den Einwechslungen gestern macht er alles richtig.
Zum zweiten für Captain Granit Xhaka, den oft und viel Gescholtenen. Mit welcher Entschlossenheit er nach dem Rücktritt von Captain Stephan Lichtsteiner intern die Spieler an die Hand nimmt, ist beeindruckend. Ebenso, dass er offen einen Fehler eingestand, nachdem er sich am letzten freien Wochenende vor der EM tätowieren liess. Er hat zum Schluss, als es im Turnier um alles ging, geliefert.
Zum dritten Pierluigi Tami, der oft ruhige Macher im Hintergrund. Auch er hat ähnlich wie Petkovic die Fäden in der Hand behalten, sich intern geschickt um Gespräche und Vermittlung bemüht. Die jeweiligen Probleme, welche rund um die Mannschaft auftauchten, hat er so weit moderiert, dass es am Ende zum Erfolg führte.
Jetzt wartet Spanien
Adieu, les Bleus! Die Nati schmeisst den Weltmeister aus dem Turnier und darf sich nun auf den Viertelfinal gegen Spanien freuen. Dieser findet am Freitag um 18 Uhr in St. Petersburg statt.
St. Petersburg? Richtig. Dort verlor die Nati an der WM 2018 im Achtelfinal gegen Schweden (0:1). Es ist Zeit, nun auch diese Scharte auszuwetzen. Und wer den Weltmeister schlug, der muss sich vor niemandem fürchten – auch nicht vor Spanien!
Denn dass man gegen den Weltmeister nicht mal im Ansatz einen Klassenunterschied sah, ist grossartig. Und die Früchte von jahrelanger Arbeit dieser Nati-Generation.