Das Communiqué lässt an Schärfe nichts, aber auch gar nichts zu wünschen übrig: «Wir sind kein bisschen verantwortlich für die Inkompetenz und die Sabotage durch bezahlte Söldner!» Veröffentlicht hat es die «Société Françaises des gazons» (SFG), die mit den französischen Sportvereinen eng zusammenarbeitet, um exzellente Rasenqualität hinzukriegen. Und wen sie mit «Söldnern» meint, ist auch klar: Die Leute der Uefa!
Der SFG-Präsident sagt klar: «Es war der für die Rasen verantwortliche Brite Richard Hayden, der verlangt hat, das in den Stadien in Nizza, Marseille und Lille kurz vor der Euro neue Rasen verlegt werden müssten. Eine unsinnige Order, denn die Verantwortlichen vor Ort kennen ihre Stadien und Rasen besser als die Leute der Uefa.» Uefa-OK-Präsident Martin Kallen verteidigt die Massnahme: «Die Rasen mussten ersetzt werden. Ihr Zustand war im Mai ungenügend.»
Die Folge der aus Slowenien in teils gefrorenem Zustand hergekarrten Rasenrollen: Die Zeit war zu kurz, damit die Teppichstücke richtig haben Wurzeln schlagen können. Das Wetter hat das seinige dazu beigetragen. Alain Baraton, Chefgärtner der Parkanlage von Schloss Versaille, erklärt: «In drei Wochen kann eine Pflanze nicht genügend tief Wurzeln schlagen. Kommt die zu geringe Lichtmenge und Belüftung dazu. Schon hat man den Salat.»
Damit der Rasen in Lille wenigstens optisch ein bisschen was hergibt, wurde er kurzerhand noch grün angestrichen. Baraton: «Auch das ist ein Bock! Damit ist der Rasen über kurz oder lang zum Tod verurteilt.»
Frankreichs Trainer Didier Deschamps nannte den Rasen im Stade Vélodrome in Marseille ein «Desaster». Doch da wusste er noch nicht, dass sein Team gegen die Schweiz auf einem noch schlimmeren Rasen anzutreten haben werde. Weshalb er nach dem 0:0 bloss noch sagte, es sei bedauernswert, auf solchen Rasen spielen zu müssen. Doch auch im Stade de France ist die Qualität trotz des Engagements des ehemaligen Wembley-Greenkeepers suboptimal.
Was tun? Viel kann man nicht machen. Immerhin kommt ab Mittwoch das Wetter zu Hilfe. Oder muss man doch noch zur Radikalkur greifen und den einen oder anderen Rasen ersetzen? Kallen schliesst das nicht aus: «Diese Möglichkeit besteht.»