Es dauert nicht lange, bis bei Cristiano Ronaldo nach dem grenzenlosen Ärger im Marakana in Belgrad Social Media das Kommando übernimmt. Um Mitternacht herum ist der Post auf Instagram online, in welchem CR7 seine Wut mit seinen 272 Millionen Followern teilt und seine portugiesischen Landsleute beschwichtigt. Er schreibt sehr bald, nachdem er die Captainbinde zu Boden geworfen hat: «Ich habe immer alles für mein Land gegeben und werde das immer tun, das wird sich nie ändern. Aber es gibt Momente, mit denen man nur schwer umgehen kann – vor allem wenn man das Gefühl hat, dass eine ganze Nation benachteiligt wird.»
Erinnerungen an 1966
Was war passiert? 2:2 stehts zwischen Serbien und Portugal, als der zuvor total blasse Ronaldo in der Nachspielzeit trifft. Alle sehen, dass der Rettungsversuch von Serbiens Stefan Mitrovic zu spät erfolgt. Alle… ausser Ref Danny Makkelie und seine Assistenten. Und weil in der WM-Qualifikation weder VAR noch Hawk Eye zum Einsatz kommen, ist das Verdikt endgültig, so wie es die Holländer falsch gesehen haben. Fast wähnt man sich in einer Zeitmaschine zurückgespickt ins Jahr 1966 und das legendäre Wembley-Tor. Fast, aber nicht ganz, denn im Gegensatz zum 66er-Ref Godi Dienst und Co. in London hätten die Unparteiischen in Belgrad schlicht sehen müssen, was Sache ist.
Der Schiedsrichter bittet um Vergebung
So versteht CR7 die Welt nicht mehr, rastet aus, gestikuliert wie von Sinnen beim Assistenten, weshalb er von Makkelie noch Gelb sieht. Als der Captain der Seleçao vom Platz geht, reisst er sich die Captainbinde vom Arm und schmeisst sie auf den Boden. «Ciao, ciao», ruft er immer wieder. Während Makkelie erste Bilder von dessen Versagen gezeigt werden. Der Holländer ruft gleich Portugal-Coach Fernando Santos zu sich, der am Samstag zum 1000. Mal an der Linie stand. «Er hat mich um Vergebung gebeten. Nur löst das jetzt auch nichts», so der Europameister-Macher.
Torlinientechnologie gibts seit 2012
Und weiter: «Es darf nicht angehen, dass es in einem WM-Qualifikationsspiel weder Videoschiedsrichter noch Torlinien-Technologie gibt.» Womit wir bei der Kardinalsfrage sind: Warum gibt es im Jahr 2021 bei Spielen, in denen es um die Teilnahme am grössten Sportevent der Welt geht, keine Torlinien-Technologie? Der VAR mag für Stadien wie das Estadi Nacional in Andorra La Vella zu teuer sein. Aber HawkEye oer GoalControl? Immerhin gibts die Torlinien-Technologie seit 2012, als sie erstmals an der Klub-WM testmässig zum Einsatz kam. Das erste durch das System homologierte Tor machte dann Edin Dzeko für Manchester City 2014 in der Premier League. Also vor sieben Jahren!
Und nicht nur das: Die Fifa hatte einst Assistenten hinter der Torlinie eingesetzt, bevor technologische Hilfen zugelassen waren. Diese sind meist belächelt worden. Im Marakana wäre man froh gewesen um sie.