Verkehrte Welt in Stuttgart
Ukrainer feiern trotz EM-Aus – Pfeifkonzert für Belgier

Als erstes Team in der EM-Geschichte scheidet die Ukraine mit vier Punkten in der Vorrunde aus. Doch für die kriegsgebeutelte Nation ging es in Deutschland um mehr als nur Fussball. In Belgien herrscht trotz des Weiterkommens sportliche Tristesse.
Publiziert: 27.06.2024 um 06:21 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 20:16 Uhr
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Die ukrainischen Spieler lassen sich von den Fans hochleben.
Foto: IMAGO/Camilla Stolen
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Verkehrte Welt in Stuttgart. Während die Belgier nach dem Schlusspfiff auf dem Weg in die pfeifende Fankurve auf Befehl von Captain Kevin De Bruyne kehrtmachen, werden die Ukrainer auf der Gegenseite gefeiert. Trotz der Nullnummer und des Outs in der Vorrunde – als erstes Team in der EM-Geschichte mit vier Punkten – lassen die ukrainischen Fans ihre Helden minutenlang hochleben.

Denn für das kriegsgebeutelte Land ging es in Deutschland um mehr als nur um Tore und Punkte. «Wir kämpfen noch immer. Und wir werden damit nicht aufhören. Denn wir kämpfen auch für Europa, nicht nur für die Ukraine», sagt Trainer Sergej Rebrow nach dem Spiel. 

Der frühere Premier-League-Profi ist stolz, wie das Team sein Heimatland präsentiert hat, trotz des Ausscheidens in der Vorrunde. «Wir haben gezeigt, was für einen Charakter wir haben – und dass wir noch am Leben sind.» Sie hätten während des ganzen Turniers grosse Unterstützung erhalten, so Rebrow. «Es war wichtig, dass wir hier waren. Denn wir gehören zu Europa. Und wir brauchen Europa.»

Pfiffe für die Belgier

Im Gegensatz zur Ukraine verbleiben die Belgier im Turnier. Dennoch ist die Gefühlslage im Keller. Denn als die Ukraine in der Schlussphase drei Chancen vergibt, hängt das belgische Weiterkommen an einem seidenen Faden. Ein gellendes Pfeifkonzert der Fans nach Schlusspfiff ist die Quittung für einen erneut schwachen Auftritt.

Die Pfiffe stossen den Spielern aber sauer auf. «Niemand im Team hat sie verstanden», sagt Yannick Carrasco. Trainer Tedesco und De Bruyne spielen den Zwischenfall herunter. «Wir haben die Fans in allen drei Spielen gebraucht und brauchen sie auch gegen Frankreich.» Anstatt als Gruppensieger in die auf dem Papier leichtere Hälfte des Tableaus zu kommen, trifft Belgien nun auf WM-Finalist Frankreich – ein dickes Brett.

Tedesco wettert über Organisation

«Wir haben in Deutschland und in Österreich gewonnen und im Wembley 2:2 gespielt», sagt Tedesco quasi als Mutmacher Richtung Fans. Zuvor lässt er seinem Ärger über die schlechte Organisation der Uefa vor der Partie freien Lauf. Der belgische Teambus braucht wegen einer fehlenden Polizeieskorte mehr als eine Stunde zum Stadion und kommt zu spät. «Unglaublich, so etwas habe ich noch nie erlebt», wettert Tedesco.

Was die Belgier jetzt aber vor allem brauchen: eine deutliche Leistungssteigerung. Um noch länger im Turnier zu verbleiben – und um die Herzen der Fans zurückzuerobern.

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