Alles ganz easy, alles ganz locker. Die Fans sitzen in den VIP-Logen des Atleti-Azzurri-Stadions in Bergamo, dürfen nach dem Training Selfies mit den Stars machen. Die Journalisten mischen sich unter den Staff, dürfen sich das ganze Training anschauen und mit der albanischen Verbandsspitze plaudern.
Und die Sicherheitskräfte sind überschaubar beim Abschlusstraining vor dem letzten Test der Albaner heute gegen die Ukraine vor dem Spiel gegen uns am 11. Juni in Lens: Zwei Carabinieri schauen dem Treiben eher gelangweilt zu.
In diese Idylle platzt das Gerücht, dass äussere Einflüsse dafür gesorgt hätten, dass Ex-FCZler Berat Djimsiti in letzter Sekunde aus dem definitiven EM-23-Mann-Kader gestrichen wurde. Er sei zuerst auf der Liste gewesen. Plötzlich aber seien zwei Namen mit Kugelschreiber durchgestrichen gewesen und zwei neue aufgetaucht. Darunter jener von Luganos Frédéric Veseli.
Agim Cana, Vater von Albanien-Captain Lorik Cana und ehemaliger jugoslawischer Junioren-Nationalspieler, habe dafür gesorgt. Er habe Loriks alten Lausanner Kumpel Veseli ins Team gedrückt. Auf Kosten von Atalanta-Spieler Djimsiti. Und gegen den Willen von Nati-Coach Gianni De Biasi.
Der Italiener kann darüber bloss lachen: «Das ist doch, wie wenn man eine Flasche teuren Weins aufgrund einer Fassprobe beurteilt, also bevor sie in den Flaschen ist. Nein, das ist Quatsch. Ich habe Berat deshalb nicht ins Kader genommen, weil er monatelang nicht gespielt hat. Nicht beim FCZ, nicht bei Bergamo. Weil der Sportchef von Atalanta ein guter Kumpel von mir ist, durfte Berat die letzten drei Spiele bestreiten. Aber ich habe festgestellt: Seine physische Verfassung reicht nicht aus. Deshalb habe ich ihn schweren Herzens gestrichen. Es tut mir leid, auch weil er in Armenien ein wichtiges Tor für uns gemacht hat. Aber es ging nicht anders.»