Die Schweiz gleicht im Sommer 1994 einer einzigen Festhütte. Grund sind unsere Fussballer, die sich erstmals nach 28 Jahren wieder für eine WM qualifizierten und dann in Amerika für Furore sorgen.
«Es war für mich nur schon speziell, dass ich ein Teil dieser Mannschaft sein konnte», sagt Alain Sutter (48) – damaliger Torschütze zum 1:0 und heutiger Fussball-Experte beim SRF. Sutter ist nicht nur Teil der Überflieger von Trainer Roy Hodgson. Der Mann mit der langen, blonden Mähne hat eine Leader-Rolle inne. Trotz gebrochener Zehe ist er unverzichtbar.
Als die Schweizer am 22. Juni 1994 die hoch gehandelten Rumänen um Superstar Gheorghe Hagi mit 4:1 aus dem Pontiac Silverdome in Detroit schiessen, trifft er zum wegweisenden 1:0.
«Eigentlich wäre ich Doppeltorschütze gewesen, mein erstes Tor wurde mir fälschlicherweise wegen Abseits aberkannt», sagt Sutter gestern in Montpellier. Man spürt, die Erinnerungen sind so präsent, als wäre es gestern gewesen. «Nach dem 1:1 im Startspiel gegen den angeblich schwächsten Gruppengegner USA waren wir extrem unter Druck. Und dann packen wir so ein Spiel aus!»
Nicht nur die sackstarke Leistung und das Ergebnis, auch die Umstände, die Euphorie und die Konstellation hätten dieses Spiel derart speziell gemacht. «Es war das beste Länderspiel, bei welchem ich auf dem Platz stand. Das perfekte Spiel gegen ein Rumänien mit ganz grossen Namen», sagt Sutter.
Die Ausgangslage heute diesmal an der EM komplett anders. «Die Namen der rumänischen Fussballer verbreiten nicht mehr Angst und Schrecken. Es ist eine solidarische Truppe, die im Kollektiv sehr stark ist.» Die Schweizer seien zu favorisieren, sagt Sutter, dennoch tippt der ehemalige Bayern-Star auf ein Remis.