Vicente del Bosque sucht seinen EM-Stürmer. «Die Wahl der Stürmer wird eine meiner schwierigsten Entscheidungen», sagt der spanische Nationaltrainer.
Fürs Prestige-Duell gegen Italien heute Abend wagt er deshalb ein ungewöhnliches Experiment. Del Bosque nominiert einen Senioren! Den 35-jährigen (!) Bilbao-Stürmer Aritz Aduriz. Noch ungewöhnlicher ist, dass er nicht einmal selbst auf diese ungewöhnliche Lösung gekommen sei, wie er gesteht. Es waren die Fans. «Wenn alle Welt ‹Aduriz, Aduriz› ruft, muss da etwas dran sein», sagt er.
Alternativen hat er eigentlich keine. Aduriz ist mit 31 Toren in 48 Spielen der mit Abstand beste Goalgetter mit spanischem Pass. Die zuletzt in der Selección eingesetzten Alvaro Morata (Juventus Turin) und Paco Alcácer (FC Valencia) sind in ihren Klubs nicht mal mehr gesetzt. Del Bosque: «Von Morata und Alcazer dachten wir, sie seien die Zukunft. Aber jetzt bekommen sie Konkurrenz von Aduriz und Diego Costa.»
Doch auch Diego Costa steht nicht im Aufgebot. Grund sei nicht dessen diverse Skandale bei Chelsea, sondern mangelnde Fitness, so Del Bosque.
Spanien hat Verteidiger und Mittelfeldspieler von Weltklasse-Format. Nur im Sturm herrscht Flaute – seit Jahren. Dani Güiza (34) heisst der letzte spanische Torschützenkönig der Primera División - 2008 mit Real Mallorca. Er stürmt heute für den Drittligisten Cádiz. Dann wären da noch Fernando Torres (32, Atlético), Álvaro Negredo (30, Valencia) und Fernando Llorente (31, Sevilla). Vier alternde und ausgemusterte Stürmer der Nationalmannschaft. Alle aber jünger als Aduriz.
Trotz Stürmernot, die Konkurrenz darf sich nicht freuen. Schon vor dem WM-Triumph 2010 und dem EM-Titel 2012 machte man sich in Spanien Sorgen um die Offensive.