Skandal vor Türkei-Spiel
Buhrufe und Pfiffe während Schweigeminute für Terror-Opfer

128 Menschen fielen in Ankara dem Terror-Anschlag an einer Friedensdemo zum Opfer. Vor dem Länderspiel Türkei gegen Island soll an sie gedacht werden. Es kommt zum Eklat.
Publiziert: 14.10.2015 um 10:22 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:26 Uhr
Von Sam Urech

Es passiert gestern um 21.44 Uhr im türkischen Konya: Die Nationalmannschaften der Türkei und Islands versammeln sich auf dem Mittelkreis. Vor dem EM-Qualispiel soll der Terroropfer gedacht werden, die beim Anschlag im 200 Kilometer entfernten Ankara gestorben sind.

Und dann das: Von den Rängen schallt es Pfiffe und Buhrufe.

Zudem sollen hunderte Zuschauer «Allahu-akbar» (auf Deutsch: «Gott ist gross») gerufen haben. Eine Formel, die von Millionen Muslimen weltweit friedlich als Gebet verwendet wird. Leider aber islamistischen Terroristen auch als Schlachtruf dient.

Wie kann so etwas an einem Fussballspiel passieren?

Hintergrund: Die Stadt Konya, wo der Kick stattfindet, ist eine traditionelle Hochburg der islamistischen «Millî Görüş»-Bewegung. Eine Bewegung, die wegen islamistischer Tendenzen äusserst umstritten ist. Aus ihr stammt die AKP-Partei von Staatspräsident Recep Erdogan.

Wie «Welt.de» berichtet, erzielte bei der Parlamentswahl im Juni die AKP in der Provinz Konya mit 65 Prozent ihr landesweit zweitbestes Ergebnis, gefolgt von der ultranationalistischen MHP, die auf 16 Prozent kam.

Für einige AKP-Anhänger und Nationalisten sind die Menschen, die in Ankara an der Friedensdemonstration teilgenommen haben und dadurch dem Terroranschlag zum Opfer fielen, ein Feindbild. So sind die Pfiffe im «Konya Büyükşehir»-Stadion zu «erklären».

Übrigens: Fussball wird an diesem Abend auch gespielt. Die Türkei gewinnt durch einen Last-Minute-Treffer 1:0 und qualifiziert sich direkt für die EM 2016.

Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim sagt nach dem Spiel: «Ich wünschte, wir hätten die Qualifikation verpasst und keines unserer Kinder wäre gestorben.»

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?