Es ist 0:45 Uhr in Bukarest, als die Schweizer Nati wirklich Geschichte schreibt: Nach 67 Jahren ist der Achtelfinal-Fluch endlich besiegt. Im sechsten Anlauf seit 1954 schafft es die Schweizer Nati an einem grossen Turnier erstmals wieder in einen Viertelfinal! Dort warten am Freitag in St. Petersburg die Spanier! Die Reise kann weitergehen. Was für ein verrückter Abend in Bukarest!
Am Schluss stehts nach 120 Minuten 3:3. Nach einem absolut verrückten Match. Das Elfmeterschiessen muss entscheiden. Auf Schweizer Seite treten Gavranovic, Schär, Akanji, Vargas und Mehmedi an. Nur beim Luzerner Vargas ist Frankreichs Goalie Lloris noch mit der Hand dran. Dann kommt auf französischer Seite Mbappé. Der PSG-Star, dessen Marktwert bei 160 Millionen Euro liegt. Mbappé läuft an. Sommer, der gestern mit seinem 65. Länderspiel Goalie-Legende Burgener überholt, fliegt durch die Luft und wird zum grossen Helden des Abends!
Die goldene Generation um Xhaka, Rodriguez und Seferovic, die mit der U17-Auswahl schon mal den WM-Titel holte, macht den 67-jährigen Fluch endlich zunichte. Und dies, obwohl die Nati nach der Pause fünf Minuten des Grauens erlebt: Erst verschiesst Rodriguez einen Penalty, dann trifft Benzema doppelt – 2:1 für Frankreich. Spätestens nach dem Traumtor von Pogba zum 3:1 scheint die Messe gelesen zu sein.
Doch Seferovic verkürzt mit seinem zweiten Treffer per Kopf in der 81. Minute zum 2:3. Ein Tor von Joker Gavranovic wird (wie gegen Wales) wegen knapper Offside-Position zu Recht nicht gegeben. Doch Gavranovic ist brandheiss. Einen Traumpass von Xhaka verwertet der Tessiner eiskalt. Es sind 89:44 Minuten gespielt.
Es kommt zur Verlängerung. Da tankt sich Widmer-Ersatz Mbabu rechts durch. Ein Franzose wischt seine Flanke weg. Den über 26'000 Fans gefällts. Die Welle brandet durchs Stadion. Und daheim in der Schweiz wird gezittert. Reichts doch zum 4:3? Oder muss das Penaltyschiessen entscheiden?
Um 22 Uhr Ortszeit ist es beim Ankick in der National Arena immer noch 24 Grad warm bei 70% Luftfeuchtigkeit. Schwül ist nur der Vorname. Ein heisser Match folgt. Nati-Coach Vladimir Petkovic setzt wie erwartet auf die Elf, die im letzten Gruppenspiel die Türkei mit 3:1 besiegt hat.
Ein kurzer Blick auf die Aufstellung des Weltmeisters – eine Ansammlung von Weltklasse-Fussballern von Real Madrid, Barcelona, PSG, Bayern, Juve, Chelsea, ManU und Tottenham. Da sind eben der FC Basel (Widmers Klub) oder Eintracht Frankfurt (Zuber) weniger klangvolle Adressen. Aber wen kümmert’s gestern? Die beiden offensichtlich am Anfang nicht.
Widmer macht im rechten Coulouir mit Elvedi zuerst einen super Job. Sie bremsen Frankreichs TGV Mbappé ein ums andere Mal. Und im linken Mittelfeld zaubert Zuber einmal mehr. Nach seinen drei Assists beim 3:1 im letzten Gruppenspiel gegen die Türkei bereitet Zuber auch gestern das erste Tor vor. Butterweiche Flanke in den Strafraum. Dort steht Seferovic und nickt den Ball aus acht Metern ein. Keine Chance für Frankreichs Goalie Lloris. Die Kugel setzt beim Pfosten auf der Linie noch auf. Die meisten Schweizer Helden jubeln mit der Hand auf dem Herz. Hand aufs Herz, so macht unsere Nati Spass!
National Arena, Bukarest (Rumänien), 23’894 Fans, SR: Fernando Andres Rapallini (Argentinien).
Tore: 15. Seferovic (Zuber) 0:1, 57. Benzema (Mbappé) 1:1, 59. Benzema (Griezmann) 2:1, 75. Pogba 3:1, 81. Seferovic (Mbabu) 3:2, 90. Gavranovic (Xhaka) 3:3.
Elfmeter: Gavranovic 0:1, Pogba 1:1, Schär 1:2, Giroud 2:2, Akanji 2:3, Thuram 3:3, Vargas 3:4, Kimpembe 4:4, Mehmedi 4:5, Mbappé scheitert an Sommer.
Frankreich: Lloris; Varane, Lenglet (46. Coman/111. Thuram), Kimpembe; Pavard, Pogba, Kanté, Rabiot; Griezmann (88. Sissoko), Benzema (94. Giroud), Mbappé.
Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez (87. Mehmedi); Widmer (73. Mbabu), Freuler, Xhaka, Zuber (79. Fassnacht); Shaqiri (73. Gavranovic); Seferovic (97. Schär), Embolo (79. Vargas).
Gelb: 30. Varane, 32. Elvedi, 62. Rodriguez, 88. Coman, 91. Pavard, 108. Akanji (alle Foul).
Bemerkung: 55. Lloris hält Foulpenalty von Rodriguez.
National Arena, Bukarest (Rumänien), 23’894 Fans, SR: Fernando Andres Rapallini (Argentinien).
Tore: 15. Seferovic (Zuber) 0:1, 57. Benzema (Mbappé) 1:1, 59. Benzema (Griezmann) 2:1, 75. Pogba 3:1, 81. Seferovic (Mbabu) 3:2, 90. Gavranovic (Xhaka) 3:3.
Elfmeter: Gavranovic 0:1, Pogba 1:1, Schär 1:2, Giroud 2:2, Akanji 2:3, Thuram 3:3, Vargas 3:4, Kimpembe 4:4, Mehmedi 4:5, Mbappé scheitert an Sommer.
Frankreich: Lloris; Varane, Lenglet (46. Coman/111. Thuram), Kimpembe; Pavard, Pogba, Kanté, Rabiot; Griezmann (88. Sissoko), Benzema (94. Giroud), Mbappé.
Schweiz: Sommer; Elvedi, Akanji, Rodriguez (87. Mehmedi); Widmer (73. Mbabu), Freuler, Xhaka, Zuber (79. Fassnacht); Shaqiri (73. Gavranovic); Seferovic (97. Schär), Embolo (79. Vargas).
Gelb: 30. Varane, 32. Elvedi, 62. Rodriguez, 88. Coman, 91. Pavard, 108. Akanji (alle Foul).
Bemerkung: 55. Lloris hält Foulpenalty von Rodriguez.