Es ist Sonntag, der 4. Juli 2004, im Estadio da Luz in Lissabon. Schluchzend vergräbt Cristiano Ronaldo das Gesicht in seinen Händen. Dennoch sieht die ganze Welt, wie das portugiesische Wunderkind flennt. Er hat mit Portugal den EM-Final verloren – 0:1 gegen ultradefensive Griechen. Weder Jungstar Ronaldo noch Superstar Luis Figo können den Rehhagel-Riegel knacken.
Heute, 12 Jahre später, kriegt Ronaldo in Paris die Chance, diese Scharte auszuwetzen. Im Final gegen Gastgeber Frankreich. Er sei heute natürlich ein ganz anderer Spieler, sagt der 31-Jährige. «Ich war neunzehn, am Anfang meiner Karriere. Das war mein erster Final. Nun bin ich einfach stolz, mit dem Team hier zu stehen.»
Trotz der Finalpleite im 2004, Cristiano Ronaldo dos Santos gehört zu den grossen Gewinnern jenes Turniers. Männer schwärmen von seinen Dribblings, seinem Tempo, seinen Übersteigern. Frauen von seinem jugendlichen Gesicht, seinem muskulösen Oberkörper. Er trägt Brillanten an beiden Ohren. Die Haarspitzen blondiert. Tausende Heiratsanträge soll er erhalten haben. Eine Liebschaft mit dem brasilianischen Model Jordana wird ihm nachgesagt – die Schwester des Ex-Teamkollegen Mario Jardel.
Ronaldo: «Es gibt nur drei Frauen in meinem Leben. Meine Mutter und meine beiden Schwestern.» Er habe Angst, dass ihn die Frauen nur seines Geldes wegen wollen, verrät er Freunden.
18 Titel – was fehlt ist ein EM- oder WM-Sieg!
Diese Angst scheint überwunden. Viele Liebschaften mit vielen Models, Schauspielerinnen und anderen schönen Frauen pflastern seither seinen Weg. Eine davon soll eine amerikanische Kellnerin gewesen sein und die Mutter seines mittlerweile 6-jährigen Sohnes Cristiano Junior. Ronaldo soll das Sorgerecht der Mutter für 11 Millionen Euro abgekauft haben. Im Vertrag steht auch, dass die Mutter anonym bleiben muss. Seit Januar 2015 ist Ronaldo offiziell Single, seit er und Model Irina Shayk ihre Beziehung beendet haben.
Wird Cristiano Jr. gefragt, wer sein Vater sei, antwortet er: «Der Beste der Welt.» Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Ronaldo hat in insgesamt 801 Spielen sagenhafte 547 Tore erzielt. Der dreimalige Weltfussballer gewann die Champions League (3x), die englische Meisterschaft (3x) und die spanische. 18 Titel insgesamt. Einzig der EM- oder WM-Titel fehlt ihm noch. Heute hat er die Chance.
Ronaldo kassiert gewaltig ab. Jährlich 30 Millionen Euro sollen es sein – inklusive Werbeverträge. Netto verdient er bei Real Madrid, wo er seit 2009 spielt, 10 Millionen. Sein Vermögen wird auf 250 Millionen Euro geschätzt. Er ist der reichste Fussballspieler der Welt.
Im Vergleich zur aktuellen Ausgabe ist der Ronaldo von 2004 quasi noch ein Bettler. Rund 2,5 Mio. verdient er da bei ManUtd jährlich. Ein Jahr zuvor haben die Engländer für ihn 17 Mio. an Sporting Lissabon überwiesen.
«There is only one Ronaldo!», singen die ManUtd-Fans vor zwölf Jahren. Welche Provokation für den anderen, den brasilianischen Ronaldo, den Überstürmer dieser Zeit. Er ist der wahre Ronaldo, Weltmeister, Weltfussballer. Der junge Portugiese höchstens Ronaldo II. Heute kennt Ronaldo, den Brasilianer, kein Kind mehr! Redet man mal über den zurückgetretenen Altstar, braucht es einen Zusatz. Wie «Ronaldo, der Dicke» oder «der Alte».
Aus Ronaldo II ist die Weltmarke CR7 geworden
Der Name Ronaldo gehört dem Portugiesen. Wie auch «CR7» – längst eine weltweit bekannte Marke. Er hat ein eigenes Parfüm, eine eigene Modelinie, seit kurzem auch eine eigene Hotelkette. Er sagt: «Ich will, dass mein Name Strahlkraft hat.»
Aus dem Supertalent mit den blondierten Haarspitzen ist eine Weltmarke geworden. Auf seinem Weg zum erfolgreichsten Fussballer der Gegenwart hat er nicht nur Kohle gescheffelt, den Verein und zahlreiche Frauen gewechselt. Er ist nicht nur Papi geworden und hat Unternehmen aufgebaut. Er musste auch Schicksalsschläge verarbeiten.
2005 verliert er seinen Vater Dinis. «Dinis hat sich zu Tode getrunken. Und das hat Cristiano zerstört», erzählt Mutter Dolores. Und Dinis hat Ronaldos Versuche, ihm mit Geld und Therapien zu helfen, stets abgelehnt. Ein Grund, weshalb Ronaldo nicht trinkt. Ronaldo raucht auch nicht. Und er hat im Gegensatz zu fast allen anderen Fussballer keine Tattoos. Er wolle seine halbjährlichen Blutspenden nicht gefährden.
Seinem Vater hat Ronaldo übrigens auch seinen Namen zu verdanken. Papi Dinis war ein grosser Fan des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan.