Ein Törchen, jenes von Kubi im Eröffnungsspiel gegen Gastgeber England. Ein einziges Pünktchen, jenes aus diesem Spiel. Und das Aus nach der Vorrunde. «Dabei wäre mit dieser Mannschaft so viel mehr möglich gewesen», erinnert sich der 54-Jährige aus Bellinzona. Aber der Reihe nach. Denn zuerst brauchts mal eine Qualifikation.
Kubi verzichtet auf Türkei-Spiele
Es ist ein enges Rennen zwischen der Schweiz und der Türkei. Denn nur der Gruppenerste qualifiziert sich direkt. Die Schweiz spielt in Istanbul. Kubi, damals bei Galatasaray unter Vertrag, verzichtet. «Ich wäre als Verräter angeschaut und meine Familie bedroht worden», sagt er rückblickend. Die Schweiz gewinnt sensationell 2:1. Es ist der dritte Quali-Sieg im dritten Spiel. In Bern gewinnt dann die Türkei. Abermals ohne Kubi. Es wird nochmals eng. «Doch mit dem 3:0 gegen Ungarn waren wir durch», so Kubi. «Doch schon im Car sagte uns Trainer Roy Hodgson, dass er zu Inter Mailand wechseln würde.» Es kam Artur Jorge. Und viele Missverständnisse.
Jorge will nichts wissen von Aufstellungs-Demokratie
«Eines Tages kam Jorge im Trainingscamp in Dubai zu mir und sagte, einige Spieler seien zu ihm aufs Zimmer gekommen und hätten gesagt, sie würden fortan die Aufstellung gemeinsam mit ihm machen wollen», so Kubi. «Offenbar war das unter Hodgson auch so gelaufen. Doch der Portugiese wollte nichts davon wissen und schmiss sie raus.»
Die Trainerwahl, so der mit 34 Toren zweitbeste Torschütze der Nati-Geschichte hinter Alex Frei (42 Tore), habe den Röschtigraben im Team vertieft. «Da die Romands und die Tessiner, die offen gegenüber Jorge waren. Dort die Deutschschweizer, die immer noch Hodgson nachtrauerten. «Der Engländer regelte alles, wie ein Reiseleiter. Jorge hingegen appellierte an die Selbstverantwortung. Und er mied Videostudium. Als das Einige mehrmals monierten, liess er uns vier Stunden lang Videos schauen. Er selber verliess den Raum nach fünf Minuten …»
«Die 30 Sekunden danach sind irrational»
Dennoch sei die Freude auf die erste Endrunde gewaltig gewesen. «England, das Wembley, das erste Spiel… 77 000 Zuschauer. Beim Betreten der Garderobe stellte ich mir vor, wer da alles geduscht hatte. Das war ein Hühnerhaut-Gedanke.» Kubi selber macht das späte 1:1. Ein Penalty, den er nicht hätte schiessen sollen. «Es waren andere vorgesehen. Chappi, Sforza. Doch in diesem Moment tat sich niemand hervor. Also schnappte ich mir den Ball.» Er trifft. Das Gefühl? «In den 30 Sekunden nach dem Tor geht dir dein ganzes Fussballerleben durch den Kopf. Das ist irrational…»
«Typisch Schweizer …»
Dennoch ist die Stimmung im Team nach dem Schlusspfiff nicht überbordend. «Wir wussten: Da war mehr drin.» Doch schon am anderen Tag sei alles anders gewesen. «Von da an hatten wir dieses Gefühl von Zufriedenheit, dass uns daran hinderte, eine weitere Stufe zu erklimmen. Der Kopf war nicht bereit, noch mehr zu wollen. Typisch Schweizer …», sagt Kubi. Dies und der Röschtigraben im Team hätten die Qualifikation verhindert. «Holland war besser als wir. Und dann verlieren wir auch noch gegen Schottland, obwohl wir immer noch die Chance auf Platz zwei hatten. So gings nach Hause. Wir haben eine grosse Chance verpasst.»
Was lief schief, dass es nicht zu mehr reichte? «Der Verband machte einen Riesenfehler, dass er Hodgson nicht in einem Doppelmandat bis zur EM behielt. Dann wären wir weitergekommen. Ganz sicher.»
«Dass ich tatsächlich an die EM fahren könnte, hätte ich mir nie erträumt. Ich war ja damals schon 36-jährig und hatte im Vorlauf an die EM einen Schienund einen doppelten Wadenbeinbruch. Als mir der damalige Trainer Artur Jorge schlussendlich Bescheid gab, dass ich dabei sein würde, war für mich Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich.
Auf Wolke sieben gings dann nach England. Im Wembley-Stadion auf dem heiligen Rasen zu spielen, liess mein Herz schneller schlagen. Es war fantastisch, die Atmosphäre einfach unvergesslich. Apropos englischer Rasen: Dieser war bilderbuchmässig geschnitten, 1,8 Zentimeter hoch und mit Quarzsand bestreut. Wenn man von der Kabine im Untergeschoss die Treppe hochkam, sah man, wie der Rasen in der Mitte höher war als auf den Seiten. Für uns Spieler ein Kunstwerk.
Der Traum ging dann aber schnell zu Ende. Sehr schade, dass wir die Gruppenphase nicht überstehen konnten. Aber die Erfahrung, die ich an diesem grossen Turnier machen durfte, war für meine bevorstehende Trainerkarriere Gold wert.»
«Dass ich tatsächlich an die EM fahren könnte, hätte ich mir nie erträumt. Ich war ja damals schon 36-jährig und hatte im Vorlauf an die EM einen Schienund einen doppelten Wadenbeinbruch. Als mir der damalige Trainer Artur Jorge schlussendlich Bescheid gab, dass ich dabei sein würde, war für mich Weihnachten, Ostern und Geburtstag zugleich.
Auf Wolke sieben gings dann nach England. Im Wembley-Stadion auf dem heiligen Rasen zu spielen, liess mein Herz schneller schlagen. Es war fantastisch, die Atmosphäre einfach unvergesslich. Apropos englischer Rasen: Dieser war bilderbuchmässig geschnitten, 1,8 Zentimeter hoch und mit Quarzsand bestreut. Wenn man von der Kabine im Untergeschoss die Treppe hochkam, sah man, wie der Rasen in der Mitte höher war als auf den Seiten. Für uns Spieler ein Kunstwerk.
Der Traum ging dann aber schnell zu Ende. Sehr schade, dass wir die Gruppenphase nicht überstehen konnten. Aber die Erfahrung, die ich an diesem grossen Turnier machen durfte, war für meine bevorstehende Trainerkarriere Gold wert.»
«Dieses Eröffnungsspiel im Wembley – dazumal DAS Fussballstadion schlechthin – gegen die grosse Fussballnation England war unvergesslich. Diese Momente, als wir ins Stadion einliefen und dann die Schweizer Nationalhymne gesungen haben, waren für mich Gänsehaut pur. Beim Schlusspfiff erfüllte uns ein grosser Stolz.
Wir wussten, wir hatten als die kleine Schweiz etwas für die Geschichtsbücher geschrieben und tapfer mit den Engländern mitgehalten. Man darf nicht vergessen: Wir waren mit wenig Kredit ins Turnier gestartet. So ein 1:1 hätte uns niemand zugetraut. Auf dieses Spiel werde ich heute noch angesprochen.»
«Dieses Eröffnungsspiel im Wembley – dazumal DAS Fussballstadion schlechthin – gegen die grosse Fussballnation England war unvergesslich. Diese Momente, als wir ins Stadion einliefen und dann die Schweizer Nationalhymne gesungen haben, waren für mich Gänsehaut pur. Beim Schlusspfiff erfüllte uns ein grosser Stolz.
Wir wussten, wir hatten als die kleine Schweiz etwas für die Geschichtsbücher geschrieben und tapfer mit den Engländern mitgehalten. Man darf nicht vergessen: Wir waren mit wenig Kredit ins Turnier gestartet. So ein 1:1 hätte uns niemand zugetraut. Auf dieses Spiel werde ich heute noch angesprochen.»