Mit dem 1:1 in der EM-Hauptprobe können am Ende alle gut leben. Die erste Halbzeit ist für Ösi-Trainer Ralf Rangnick Argument genug, um auf die Euphoriebremse zu treten. Sein Gegenüber Murat Yakin ist dank der Leistung vor der Pause überzeugt, dass die Nati am Montag mit einem guten Gefühl an die EM nach Deutschland reisen kann.
Der Abend bestätigt die Eindrücke der letzten Wochen. Die Nati hat ihre Stabilität wiedergewonnen, die Organisation stimmt, das neue System mit der Dreierkette sitzt. Und spielerisch muss sich die Schweiz dank Spielern wie Granit Xhaka, Manuel Akanji und Ricardo Rodriguez nicht verstecken. Auch gegen Österreich zirkuliert der Ball prächtig.
Wer soll gegen Ungarn die Tore schiessen?
Kompliziert wirds erst vor dem Tor. Die Problemzone bleibt – auch eine Woche vor dem EM-Start – die Offensive. Wer gegen Ungarn die Nati-Tore schiessen soll, bleibt auch nach zweiwöchiger Vorbereitung und durchgeführtem Stürmer-Casting unklar.
Dass Silvan Widmer gegen Österreich der offensiv gefährlichste Schweizer ist und das einzige Tor schiesst, ist symptomatisch.
«Betet, freie Schweizer, betet», heisst es in der ersten Strophe des Schweizerpsalms. «Und vorne hilft der liebe Gott», ein Roadmovie aus dem Jahr 2016. Auf göttliche Hilfe müssen auch die Nati-Fans hoffen. Auf eine schnelle Heilung Breel Embolos, einen Geniestreich Xherdan Shaqiris – oder dass Yakin in den Tagen in Stuttgart doch noch einen Mister X aus dem Hut zaubert.