Er grätscht, er kämpft – und hat dabei eine Riesenfreude. Italien-Captain Giorgio Chiellini, im August 37 Jahre alt, lässt Fussball einfach aussehen. Trotz seines stolzen Alters trocknet Chiellini Topstürmer wie Harry Kane (27) oder Raheem Sterling (26) noch immer ab. Souverän, gnadenlos – und oftmals mit breitem Grinsen im Gesicht.
Ein solches präsentiert Chiellini auch am Montagmorgen auf Instagram. Er posiert im Bett seines Hotelzimmers, den EM-Pokal eng umschlungen. «In der Tradition eines grossen Meisters», schreibt der Verteidiger dazu und verlinkt Fabio Cannavaro (47). Der Weltmeister-Captain von 2006 geht damals bereits mit einem ähnlichen Pokal-Bild viral.
Neben Chiellini und dem Pokal liegt dessen kongenialer Abwehrpartner Bonucci, den er besser kenne als seine Frau. Über 300 Spiele absolvierten die beiden zusammen für Juve und Italien. Ob weitere im «Azzurri»-Dress dazukommen?
Mancini erhofft sich Chiellini-Verbleib
Erfolgscoach Roberto Mancini (56) würde den Patron gerne behalten, das Team um ihn herum weiterentwickeln. Doch die Zeichen stehen gleichwohl auf Abschied. «Die EM wird wahrscheinlich mein letztes Turnier für Italien», verkündet Chiellini Ende Mai auf Juventus' Vereinsseite.
Damals kann sich Chiellini das EM-Märchen höchstens ausmalen. Nun ist es Tatsache. Italien verneigt sich vor seinem Patron: «Captain, dank dir ist es heute besser, Italiener zu sein», antwortet Cannavaro auf Chiellinis Instagram-Kommentar. Können Würdigungen wie diese ein Umdenken bei Chiellini bewirken?
Wohl kaum. Chiellini ist nicht nur scharfsinnig auf dem Platz, sondern auch daneben. Immerhin hält er seit 2017 einen Master-Abschluss in Wirtschaft. Den verzweifelt ersehnten EM-Triumph dürfte er als finale Krönung seiner 22-jährigen Nationalteam-Karriere einordnen. Was soll schliesslich noch kommen?
Verlängerung bei Juve «Formsache»
Ein Weltmeister-Titel 2022 in Katar wird so mancher Italien-Fan entgegnen. Da wird Chiellini jedoch 38 sein und würde sich damit in die Top-20 der ältesten WM-Teilnehmer einreihen. Ausgeschlossen ist es nicht. Realistischer scheint, dass sich der derzeit vertragslose Chiellini fortan auf seine Vereinskarriere konzentrieren wird. Eine Verlängerung mit Herzensklub Juventus soll laut Medienberichten blosse Formsache sein. Bei der «Alten Dame» debütiert Chiellini 2005, bleibt ihr seither treu – in guten wie in schlechten Zeiten.
Selbiges lässt sich auch zu Chiellinis Nationalteam-Engagement sagen. 2018, nach der verpassten Qualifikation für die WM in Russland, verkündet er seinen Rücktritt. Zusammen mit Gianluigi Buffon (43). Anders als die Keeper-Legende lässt sich Chiellini in Mancinis Wiederaufbau-Projekt jedoch nicht ersetzen. Italien verfügt noch über keinen jungen Innenverteidiger des Kalibers Gianluigi Donnarumma (22). Chiellini sieht dies ein und hängt sich nochmals rein – bis hin zum EM-Triumph.
Mit fussballerischer Qualität, Erfahrung und nicht zu letzt mit unvergesslichen Emotionen.
