Sie sind nun die unbestrittene Nummer eins in Frankreichs Sturm. Welche Art von Genugtuung ist das?
Olivier Giroud: Ich geniesse es einfach, hier bei uns zu Hause diese Euro spielen zu können. Das gibt es nur einmal im Leben.
Karim Benzema ist kein Thema mehr. Ist das ihr grösster Sieg?
Ich denke nicht daran, mache daraus keine persönliche Affäre. Karim ist ein Spieler der Bleus. Ich habe keine Probleme mit ihm und sage nicht mehr zu diesem Thema, sonst wird es aus dem Kontext gerissen.
Wussten Sie, dass sie gegen Island der Spieler mit den meisten Grätschen waren?
Drei, um präzis zu sein. Das hat mich zum Schmunzeln gebracht. Heutzutage ist es so: Die Stürmer sind die ersten Verteidiger. Ich mag die Defensivarbeit. Ich mag es auch, einen Assist zu einem Tor zu geben. Aber ich bin Stürmer, und deshalb mag ich etwas anderes noch viel mehr: Tore zu schiessen!
Im französischen Team sind seit Turnierbeginn klare Fortschritte erkennbar. Für Sie auch?
Sehe ich auch so. Und jetzt haben wir auch die Handbremse lösen können und von Anfang Vollgas gegeben. Ob das aber gegen die Deutschen auch reicht? Ich hoffe es einfach.
Stichwort Deutschland: Sie haben gegen die Deutschen schon zweimal getroffen. 2012 und im denkwürdigen Spiel am 13. November 2015, als die Anschläge auf Paris waren. Hilft, das, wenn man weiss, dass man schon Tore gegen einen Gegner gemacht hat?
Ja, vor allem, weil das Spiel 2012 mein erstes Länderspiel von Beginn weg war. Doch ob ich diese schöne Serie nun weiterführen kann oder nicht: Was zählt, ist, dass wir die aus dem Weg räumen.
Und da gibt es ein gewaltiges Hindernis: Manuel Neuer!
Er ist schon ein sehr grosser Torhüter! Aber auch wir haben sehr starke Goalies. Wie gesagt: Ich weiss, dass ich gegen ihn schon getroffen habe. Auch er ist keine unüberwindbare Mauer.
Hat das Spiel vom 13. November die Beziehung zu den Deutschen geändert?
Wir waren damals alle gemeinsam tief betroffen und niedergeschlagen. Aber deswegen kommt man sich sportlich nicht näher. Wir wollen die Deutschen genau gleich aus dem Weg räumen.
Zeit für Rache?
Ich mag dieses Wort nicht. Aber natürlich haben wir das im Hinterkopf irgendwo sehr wohl. Denn schliesslich geht es halt doch darum. Und wenn wir unser Ziel, den Titel zu holen, erreichen wollen, haben wir keine Wahl.
An der WM 2014 scheiterten sie im Viertelfinal an Deutschland mit einer jungen Mannschaft. Reicht die Mehr-Erfahrung, um es diesmal zu schaffen?
Das Team ist immer noch sehr jung, allerdings es jetzt seit über zwei Jahren zusammen. Aber Deutschland hat halt schon eine gewaltige Routine! Die sind im besten Alter und haben enormes Selbstvertrauen. So wie sie halt sind, die Deutschen.