Alain Kunz, Gabriel Vilares, Paris
Einen Spieler, der seit Monaten keine Sekunde gespielt hat nur wegen seiner Meriten und weil er für die Garderobe wichtig ist aufbieten? Für Frankreichs Deschamps undenkbar: «Entscheidend ist ganz klar das, was auf dem Platz läuft.»
Es gebe schon Fälle von Spielern, die punktuell nicht spielen und dennoch aufgeboten werden können, weil sie ein gewisses Standing hätten. «Inler ist Inler und ist so einer. Belgien hat ein ähnliches Problem mit Fellaini, der bei ManU auch nicht immer spielt. Wenn einer nur unregelmässig spielt, geht das. Wenn einer gar nie spielt, geht das nicht.»
Was bedeutet: Inler ist derzeit nicht wählbar.
Weniger gerne Auskunft gibt der Séléctionneur zu seinen drei Problemfällen:
- Franck Ribéry, der 2014 seinen Rücktritt gab und nun vage Andeutungen zu einer Rückkehr gemacht hat. «Er hat gesagt ‚on verra’«. Auch ich sage oft ‚on verra’. Ich bin froh, dass Franck wieder lachen kann und nun zwei Mal von Beginn weg gespielt hat. Aber aus seinen zwei Worten ein Comeback zu konstruieren – da kann ich nur lachen. Das geht nicht so schnell. Für mich ist das nicht aktuell. Tendenz: Ribéry bleibt zu Hause.
- Mathieu Valbuena, Opfer in der Sextape-Erpressungsaffäre: Will ihn Deschamps weiterhin schützen, indem er ihn nicht aufbietet? Der Coach: „Er hat sein letztes Spiel vor einem Monat gemacht. Seither hat er keine Sekunde gespielt. Ich habe noch nie einen Spieler aufgeboten, der im Moment des Aufgebots inaktiv oder verletzt ist.“ Tendenz: Valbuena geht nicht an die EM.
- Und der interessanteste Fall, jener des Tatverdächtigen Karim Benzema, den selbst Frankreichs Premier Manuel Valls für nicht aufbietbar hält? Fasst Deschamps ein Treffen mit ihm – und Valbuena – ins Auge? Immerhin will Verbandsprädient Noël Le Graët die Beiden anhören. Deschamps: «Ich bin dazu da, Spieler aufzubieten. Mehr nicht.» Tendenz: Deschamps hält Benzema für unverzichtbar. Wenn es politisch und rechtlich irgendwie geht, nimmt er den Real-Madrid-Stürmer mit.