Das Spiel
Die Namen, sie könnten klingender kaum sein, die am Freitag in Hamburg aufeinandertreffen. Cristiano Ronaldo gegen Kylian Mbappé. Der Real-Superstar der Vergangenheit gegen den Real-Superstar der Zukunft. Feuer frei, Spektakel pur in der Hansestadt?
Não! Zwar ist der Auftakt in den Viertelfinal-Kracher animiert, rasch verkommt die Partie aber zur Einschlafhilfe zum Start ins Wochenende. Portugal versucht es zumindest, sucht in der Offensive händeringend nach Lösungen. Aus der französischen Küche kommt derweil die ganz schwere Kost, Betonwand und Ballgeschiebe sind die Stichworte. Von «Haute Cuisine» ist – wie schon gegen Belgien – nichts zu sehen. Beispiel: Die aufregendsten Szenen von den Superstars Mbappé und Ronaldo? Der Wimpeltausch vor dem Anpfiff.
Dass «la Cuisine française» aber eben auch gut sein kann, wird im zweiten (Durch-)Gang bewiesen! Frankreich dreht plötzlich auf, spielt die Portugiesen schwindlig. Und dann ist schnell wieder Ende Spektakel. Die Franzosen schaffen es nicht, den Ball im Tor unterzubringen und servieren uns so gar noch 30 Minuten Dessert – die wohl kaum ein Zuschauer nötig gehabt hätte.
Dort spielt sich die gleiche Szenerie wie oben ab. Portugal ist aktiv, sucht, findet aber keine Lösungen. Frankreich bietet wenig bis gar nichts Ansehnliches und steht – trotz Minimalistenfussball und bisher keinem einzigen aus dem Spiel heraus erzielten Treffer – im EM-Halbfinal. Grund? João Félix, der im Penaltyschiessen als einziger am Pfosten scheitert.
Als das Aus Portugals feststeht, brechen bei den zwei Ältesten im Team alle Dämme. Pepe (41) und Ronaldo (39) – zusammen sind sie 80 Jahre alt – liegen sich in den Armen. Für sie ist es wohl der Abschied von der grossen europäischen Bühne, denn in vier Jahren werden sie kaum noch einmal bei der EM dabei sein. Vor allem für Pepe etwas, das ihn emotional werden lässt. Er weint hemmungslos, lässt sich von Ronaldo trösten. «Die Umarmung von Ronaldo … ja, sie bedeutet mir viel», sagt er wenig später.
Die beiden verpassen nicht nur den Einzug in den Halbfinal, sondern auch einen Rekord. Hätte einer von ihnen ein Tor erzielt (versenkte Versuche im Penaltyschiessen zählen nicht), hätte sich derjenige zum ältesten EM-Torschützen gemacht. So bleibt diese Bestmarke beim Kroaten Luka Modric (38). Ausserdem ist Xherdan Shaqiri (32) nun der einzige Spieler, der an den letzten sechs Turnieren immer getroffen hat. Hätte Ronaldo eingenetzt, hätte er gar seit 2004 immer getroffen.
Der Beste
Pepe. Hätte sich mit seinen 41 Jahren die Fussballrente eigentlich längst verdient. Aber: Ackert, kämpft, grätscht, köpft. Verteidigt so gut wie alles weg, was sein Revier kreuzt.
Der Schlechteste
Cristiano Ronaldo. Darf sich eigentlich glücklich schätzen, dass seine Mitspieler ihm bei all dem Kopfschütteln und Hände verwerfen überhaupt noch einen Ball zuspielen. Kommt mal einer, steht er meist im Schilf – oder haut ihn wie zum Start der Verlängerung gleich meterweit übers Tor. Hat am Ende 120 Ballkontakte – genau gleich viel wie die beiden Torhüter.
Das gab zu reden
Schon 60 Freistösse setzte Cristiano Ronaldo an Grossturnieren (EM und WM) aufs gegnerische Tor, nur gerade einen einzigen brachte er darin unter. Am Freitag kommt ein weiterer dazu und der geht – Überraschung – nicht ins Tor. Er bleibt – wie so manch ein anderer zuvor – in der Mauer hängen.
So gehts weiter
Frankreich trifft am kommenden Dienstag in München auf die Spanier, die das deutsche Sommermärchen beerdigten. Für die Portugiesen heisst es Kofferpacken.
Hamburg, 47'789 Fans
SR: Taylor (Eng)
Penaltyschiessen: Dembélé 0:1, Cristiano Ronaldo 1:1; Fofana 1:2, Bernardo Silva 2:2; Koundé 2:3, João Felix –; Barcola 2:4, Nuno Mendes 3:4; T. Hernandez 3:5.
Portugal: Diogo Costa; Cancelo (74. Semedo), Ruben Dias, Pepe, Nuno Mendes; Vitinha (119. Matheus Nunes), Palhinha (92. Ruben Neves), Bruno Fernandes (75. Conceição); Bernardo Silva, Cristiano Ronaldo, Rafael Leão (106. João Felix).
Frankreich: Maignan; Koundé, Upamecano, Saliba, T. Hernandez; Kanté, Tchouaméni, Camavinga (91. Fofana); Griezmann; Kolo Muani (86. M. Thuram), Mbappé (106. Barcola).
Gelb: 79. Palhinha (Foul). 84. Saliba (Foul).
Hamburg, 47'789 Fans
SR: Taylor (Eng)
Penaltyschiessen: Dembélé 0:1, Cristiano Ronaldo 1:1; Fofana 1:2, Bernardo Silva 2:2; Koundé 2:3, João Felix –; Barcola 2:4, Nuno Mendes 3:4; T. Hernandez 3:5.
Portugal: Diogo Costa; Cancelo (74. Semedo), Ruben Dias, Pepe, Nuno Mendes; Vitinha (119. Matheus Nunes), Palhinha (92. Ruben Neves), Bruno Fernandes (75. Conceição); Bernardo Silva, Cristiano Ronaldo, Rafael Leão (106. João Felix).
Frankreich: Maignan; Koundé, Upamecano, Saliba, T. Hernandez; Kanté, Tchouaméni, Camavinga (91. Fofana); Griezmann; Kolo Muani (86. M. Thuram), Mbappé (106. Barcola).
Gelb: 79. Palhinha (Foul). 84. Saliba (Foul).