Er wurde in Le Blanc-Mesnil geboren, einer Stadt mit 52 000 Einwohnern nordöstlich von Paris. Geschliffen wurde er im berühmten Leistungszentrum des französischen Verbands in Clairefontaine.
Gekickt hat der Bald-Dortmunder Raphaël Guerreiro (22) bisher auch nur in Frankreich, in Caen und Lorient. Seine Muttersprache? Französisch! Logisch!
Und doch trägt der Linksverteidiger morgen nicht ein blaues Trikot – sondern ein weinrotes. Guerreiros Papa stammt aus Portugal. Und er zwang seinem Sohn die Liebe zur Seleção auf.
«Schon als ich klein war, habe ich daher mit den Portugiesen mitgefiebert und nicht so sehr mit den Franzosen. Ich habe Portugal in meinem Herzen.» Für Frankreich spielen, das Land, in dem er aufwuchs? Nie im Leben!
Guerreiro ist eine der Entdeckungen des Turniers, flink, mit Offensivdrang. Und Cristiano Ronaldos Kopftor im Halbfinal gegen Wales bereitete er mit einer perfekten Eckball-Flanke vor.
Die Zeitung «A Bola» überschlägt sich mit Lob: «Was für ein grossartiger Spieler!» 12 Millionen zahlte der BVB für ihn. Vor dem Turnier selbstverständlich, heute wärens gewiss mehr.
Guerreiro ist übrigens keine Ausnahme: Auch Ersatzgoalie Anthony Lopes und Mittelfeldspieler Adrien Silva, der Mann mit der Pferdelunge, kamen in Frankreich zur Welt, in Givors und Angoulême.
Die Liebe zwischen der portugiesischen Nati und Guerreiro hat übrigens nur einen Haken: die portugiesische Sprache. Verstehen tut er sie, sprechen nicht. Was er kann? Fluchen. Darin sei der Papa ganz gut gewesen. (red)