Auch nach Zangengeburten können wunderschöne Babys das Licht der Welt erblicken. So eine Zangengeburt war diese EM-Qualifikation. Am Ende holen wir das Ticket dank Rumänien, das Israel schlägt. Euphorie? Weit, weit weg. Auch in diesem Artikel. Das Spiel gegen den Kosovo, gegen eine äusserst limitierte Mannschaft? Die Leistung der Nati? Weit, weit weg von gut.
EM-Quali gelingt – aber jubeln mag niemand
Denn wir führen. Wieder. Wie meistens. Das Tor, das scheinbar alles löst, macht wieder Ruben Vargas. Schon gegen Israel einer der initiativeren Spieler und Torschütze. Gegen den Kosovo ist der Luzerner noch unternehmungslustiger. Das Tor macht er, wie in Ungarn gegen Israel, per Kopf. Kopfballmonster Vargas! Es ist die erste Szene von Halbzeit zwei.
Was folgt, ist ein Déjà-vu: Rumänien, Kosovo, Belarus, Israel. Die Nati liegt vorn. Die Nati gibt das Zepter ab. Berisha hat die Ausgleichschance. Xhaka sieht Frustgelb. Doch diesmal ist es nur ein Strohfeuer. Die Schweiz verpasst mehrmals das 2:0. Und doch fällt aus dem absoluten Nichts das 1:1 durch Hyseni, der einen Akanji-Schnarcher ausnützt.
Verrückt, verrückt. Aber wir bringen dieses Pünktchen über die Runden. Deutschland, wir kommen! Jubeln mag niemand. Nicht mal auf dem Feld. Von den Rängen gibts Applaus – aber auch vereinzelte Pfiffe.
Viel Ballbesitz, wenig Gefahr
Vorher. Regen, Kälte und nicht das, was man unter furchteinflössender Stimmung versteht. Das Vorspiel ist zahm im Match, der innert einer Stunde ausverkauft war. Ein Heimspiel für beide. Die Fanlager brüderlich geteilt. Im Spiel sind die kosovarischen Fans dann lauter, wenn deren Team mal in die Nähe von Yann Sommer kommt. Das geschieht selten.
Apropos furchteinflössend: Das sind auch die Schweizer Angriffe nicht wirklich. Klar: Die Roten haben 78 Prozent Ballbesitz. Neun zu null Corner. Zehn zu eins Torschüsse. Doch das sind alles leere Zahlenhülsen. Die Realität ist die: Der Kosovo hat die beste Chance, als Rashani einen Kopfball um Millimeter neben den Kasten des machtlosen Sommers setzt.
Die Schweiz müht sich ab. Doch es sind die Anstrengungen eines schlechten Schülers, der sich Mühe gibt, aber auf keinen grünen Zweig kommt. Die Wechsel, die Trainer Murat Yakin vornimmt, bringen in Sachen Flügelspiel auch nicht den gewünschten Effekt. Von den Seiten, von Garcia und Cömert, kommt herzlich wenig. Da war in der ersten Halbzeit gegen Israel auf rechts mit Edimilson Fernandes viel mehr los. Bis er dann in der zweiten Halbzeit seine insgesamt gute Leistung fortwarf. Einzig Shaqiri ist ein glasklarer Gewinn. Wenns gefährlich wird, hat er meistens seine Füsse im Spiel.
Hätte Aebischer für Freuler starten sollen?
Es gibt sie zwar schon, die eine oder andere Chance. Nach fünf Minuten verzieht Vargas knapp. Zehn Minuten später fischt Goalie Bekaj einen Vargas-Abschluss in der nahen Ecke. Aber vor allem: Kurz darauf verpasst Remo Freuler das leere Tor aus vier Metern. Eine unfassbare Szene, welche die Frage aufwirft: Hätte Michel Aebischer den gemacht? Es gab Gerüchte, wonach Yakin den Bologneser Teamkollegen von Freuler anstelle des Glarners bringen wollte. Und sich dann doch umentschied. Indiz: Nach 66 Minuten vollzieht der Coach den Wechsel dann ...
Es ist erst die zweite Halbzeit in dieser EM-Qualifikation, in welcher die Schweiz nicht führte. Die andere war das 0:0 gegen Andorra, wo es am Ende 3:0 stand. Ein gutes Omen? Ja? Nein? Keine Ahnung. Wie die ganze Quali.