Das Spiel:
Österreich beginnt in Paris ohne Basel-Kobra Marc Janko, dafür mit einer Dreierkette in der Abwehr. Ex-Bebbi Dragovic verteidigt nach überstandener Gelb-Rot-Sperre zwischen Hinteregger und Prödl. Das erste Ausrufezeichen setzen aber die Isländer: Nach wenigen Sekunden nagelt Gudmundsson den Ball ans Lattenkreuz! Österreich-Goalie Robert Almer wäre geschlagen gewesen. In der 11. Minute sind es die Isländer, die Glück haben. Torhüter Halldorsson lässt sich von Arnautovic beinahe den Ball klauen – kann seinen Fehler in letzter Sekunde aber noch ausbügeln. Dann wieder Island, wieder mit einem Aluminiumtreffer: Ein Eckball klatscht an den Pfosten (15.). Erst nach dem Führungstor der Isländer in der 18. Minute werden die Österreicher stärker, haben mehr Ballbesitz und spielen besser nach vorne. Allein, es fehlt die Genauigkeit auf den letzten Metern. Island scheint den Ballbesitz freiwillig herzuschenken, steht mit seinen zwei Viererketten tief in der eigenen Hälfte und konzentriert sich auf die Abwehrarbeit. Das funktioniert lange gut, doch nach dem Ausgleich durch Schöpf haben die Österreicher weitere gute Chancen. Doch Janko (68.) und Schöpf (72.) verpassen nur knapp oder scheitern am guten Halldorsson in Islands Tor. Die Entscheidung fällt, als die Österreicher in der letzten Minute alles riskieren. Traustason trifft nach einem starken Konter zum 2:1.
Die Tore:
18. Minute, 1:0 | Da muss sich Marcel Kollers Abwehr ein paar Fragen gefallen lassen. Island-Captain Gunnarsson schleudert wie so oft bei dieser EM einen Einwurf weit in den Strafraum, Arnason verlängert – im Getümmel ist Bödvarsson schneller als Dragovic und Baumgartlinger und schiebt den Ball am chancenlosen Almer vorbei ins Tor. Ein vorhersehbarer Spielzug, der von den drei aufgestellten Österreich-Innenverteidigern schlecht verteidigt wird.
66. Minute, 1:1 | Starkes Solo von Alessandro Schöpf. Der zur Pause eingewechselte Schalker umkurvt Island-Verteidiger Arnason und versenkt den Ball im Netz. Die Hoffnung kehrt für die Österreicher noch einmal zurück.
94. Minute, 2:1 | Die Österreicher werfen alles nach vorne, die Isländer kontern. Traustason schliesst den Angriff eiskalt ab. Die endgültige Entscheidung.
Der Beste: Alessandro Schöpf. Der österreichische Offensivspieler bringt viel Zug, macht ein tolles Tor. Am Ende kann aber auch er sein Team nicht retten.
Der Schlechteste: Ex-FCB-Verteidiger Aleksandar Dragovic ist in der ersten Hälfte an zwei entscheidenden Szenen beteiligt. Erst verliert er beim Führungstor der Isländer den Torschützen Bödvarsson aus den Augen. Später setzt er den Penalty (35.) an den Pfosten, den Skulasson an Alaba verursacht.
Das gab zu reden: Die braven Österreicher. In der ersten halben Stunde begehen die Ösis kein einziges Foul. Das ist zwar nett – aber gegen die bissigen Isländer reicht das in den Startminuten nicht. Das rächt sich am Schluss.
So gehts weiter: Island schliesst die Gruppe dank dem Sieg mit fünf Punkten auf Platz 2 ab, trifft im Achtelfinal auf England. Für Österreich ist die EM vorbei. Die mit grossen Hoffnungen ins Turnier gegangene Mannschaft von Marcel Koller fährt mit einem mageren Punkt aus drei Spielen nach Hause. Welch Enttäuschung!
Das sagt Marcel Koller nach dem Out seiner Mannschaft: «Es kann manchmal sein, dass man zu viel will. Uns hat definitiv die Erfahrung an einem grossen Turnier gefehlt. Die Spiele an einer EM sind intensiv, ohne Rhythmus und Selbstvertrauen kann man so nichts aufbauen.»