Es wurde an der EM unter den englischen Fans zu einem Running Gag, speziell in diesen Tagen vor dem Viertelfinal gegen die Nati. Der erste in England geborene Spieler, der an der EM ein Tor schoss, war der Schweizer Kwadwo Duah (27).
Duah kam als erster Schweizer Nationalspieler überhaupt in England auf die Welt. Und jetzt trifft der Ludogorets-Angreifer mit der Nati auf die «Three Lions». Die ganz besondere Geschichte um Spätzünder Duah erhält ein weiteres Kapitel.
Blick schaut sich einen Tag vor dem Viertelfinal-Hit in London um. Ortstermin im Norden der Stadt. Das Krankenhaus heisst Whittington Hospital, hier kommt am 24. Februar 1997 Klein-Kwadwo auf die Welt. Das staatliche Spital liegt eingebettet zwischen verschiedenen Grünflächen und grenzt direkt an den Waterlow Park. Hier oben in London ist es vergleichsweise ruhig im Gegensatz zur hektischen Stadtmitte.
Seine ehemalige Strasse: Typisch britisch
Schon mit zwei Jahren wird aus dem Londoner Kleinkind ein Berner «Giel». Warum der Umzug in die Schweiz, der aus dem späteren Fussballer einen Nati-Stürmer machte? Weil die Familie gemeinsam sesshaft werden konnte. «Meine Eltern lebten in Ghana. Doch dann ergab sich die Möglichkeit, nach Europa zu kommen, um ein besseres Leben zu führen», schildert Duah diese Woche an einem Nati-Medientermin.
Die Mutter lebt in London, wo sie Duah auf die Welt bringt. Der Vater ist hingegen bereits in der Schweiz, wo sich die Familie 1999 wiedervereinigt. «Ich habe keine Verwandten in London, es lebte ja nur meine Mutter da», sagt der Stürmer. Er wuchs an der Caledonian Road auf. In einem gewöhnlichen Wohnquartier, wie die Blick-Stippvisite zeigt. Backsteinhäuschen reiht sich an Backsteinhäuschen. Typisch britisch. Es ist eine Gegend, die vor Jahrhunderten die harte Grenze zwischen Wohlstand und Armut bildete. Heute aber wohnt hier die Mittelschicht, viele pendeln von hier aus zur Arbeit.
Er wohnte im Arsenal-Revier, ist aber Chelsea-Fan
Dass bei Duah das Stadtviertel seiner ersten beiden Lebensjahre nicht viel Spuren hinterliess, zeigt sich auch an seiner Fussballleidenschaft. Er ist grosser Chelsea-Fan – dabei wuchs er in unmittelbarer Nachbarschaft von Arsenal auf. Das legendäre Highbury-Stadion der «Gunners», das nach der Geburt von Duah noch in Betrieb war, liegt wie die neue Emirates-Arena im Stadtteil ganz in der Nähe seiner früheren Wohngegend Islington. Duah sagt: «Ich mag London sehr, ich versuche, jedes Jahr mal hinzufahren. Doch in der Gegend von Islington war ich nie mehr.»
Die Versuche dieser Woche von englischen Journalisten, aus Duah einen halben Engländer zu machen, schlagen jedenfalls auch fehl. Er sagt klipp und klar: «Ich trage jetzt das Schweizer Trikot mit Stolz!»