Trotz sintflutartigem Regen und «Wasserball» auf dem Cornaredo-Rasen ist Genoa-Profi Blerim Dzemaili (30) gut drauf. Am 1. März 2006 machte der damalige FC-Zürich-Spieler beim 3:1-Sieg in Schottland unter Köbi Kuhn sein erstes Länderspiel.
Mit dem Erfahrungsschatz von über 10 Jahren Nati sagt der Zürcher jetzt: «Ich habe selten eine Gruppe gesehen, die so zusammen steht. Wir wollen Spass, haben Spass, und das zeigt sich dann auch auf dem Platz.»
Was ist anders als früher? Der Torschütze vom letzten Samstag beim 1:2 gegen Belgien sagt: «Früher haben sich die Älteren viel zu wichtig genommen. Und wir Jungen waren die Scheuen.» Wen Dzemaili meint, liegt auf der Hand: In erster Linie die Ex-Captains Johann Vogel und Alex Frei.
Dzemaili: «Früher war die Hierarchie sehr wichtig. Heute ist wichtig, dass die Mannschaft sehr weit kommt, nicht, wer der Wichtigste ist.»
Und die Alten heissen heute Lichtsteiner, Behrami, Djourou, Von Bergen, Gelson und eben Dzemaili.
Der 47-fache Internationale steigt erstmals mit der berechtigen Hoffnung in ein grosses Turnier, als Stammspieler gesetzt zu sein. Beim EM-Start gegen Albanien wird er am 11. Juni wohl in der Startelf stehen. «Ja, das ist wirklich das erste Mal.» Im Dreier-Mittelfeld mit den defensiveren Granit Xhaka und Valon Behrami spielt Dzemaili leicht vorgezogen hinter den drei Angreifern.
An der WM 2006 war Dzemaili zwar dabei, spielte aber keine Minute. Die Heim-EM 2008 verpasste er wegen eines Kreuzbandrisses. An der WM 2010 in Südafrika war er für Coach Ottmar Hitzfeld kein Thema.
Und vor zwei Jahren an der WM in Brasilien setzte Dzemaili im Achtelfinal bei seinem 7-Minuten-Einsatz gegen Argentinien den Ball wenige Sekunden vor Schluss an den Pfosten. Die Schweiz war draussen.
Übrigens: Wie Rot-Sünder Haris Seferovic hat diese Saison auch Dzemaili unfreundliche Bekanntschaft mit Italo-Schiri Paolo Silvio Mazzoleni gemacht. Dzemaili lacht: «Ja, beim Heimspiel gegen Chievo. Ich machte zwei Fouls, bekam zweimal Gelb.» Und das innert sechs Minuten.