Dem EM-Start eine besondere Duftnote beigefügt hat Deutschlands Trainer Jogi Löw. Indem er sich während dem Spiel gegen die Ukraine im verschwitzten, kurzärmligen, grauen T-Shirt vorne in die Hose griff und seine Finger danach an die Nase hielt. Sein Stürmer Lukas Podolski konnte darüber lachen: «Wir kraulen uns doch alle mal an den Eiern.» Im Training wiederholte Löw das Ritual, diesmal kraulte er sein Hintereil. Erstaunlich, dass die Bilder den Weg in die Öffentlichkeit schafften. Denn die Uefa zensuriert, zeigt nur, was beliebt. Nicht so bei Löw. Prompt hat der deutsche Verband wegen «Blossstellung» Protest eingelegt.
Aber eigentlich gefällt recht gut, was man sportlich in den ersten 12 Spielen gesehen hat. Im Schnitt fällt alle 49 Minuten ein Tor. Und die Kleinen ärgern die Grossen. Allen voran das 330'000-Einwohner-Ländchen Island, das dem grossen Portugal gestern ein 1:1 abtrotzte. @DerPoppe hatte dazu den passenden Tweet parat: «Wäre Ronaldo Isländer, hiesse er übrigens Haargelson.» Tatsächlich waren die tapferen Söhne nicht zu halten. Sigthórsson (32 km/h), Bjarnason (31 km/h) und Sævarsson (31 km/h) führen die Uefa-Statistik in der Kategorie «Top Speed» an. Spanien führt in der Kategorie «Ballbesitz» mit 67 Prozent. Aber auch die Schweiz führt: in der Kategorie «Angekommene Pässe». 510 von 553 Pässen erreichten ihr Ziel.
Zu reden gaben spektakuläre Szenen: Wie die Rettungsaktion von Deutschlands Boateng, als er gegen die Ukrainer den Ball sensationell mit der Fussspitze von der Linie schlug und stattdessen selber auf dem Rücken ins Netz knallte. Goalie-Oldie Buffon, der beim Clown-Jubel nach dem 2:0 der Italiener gegen Belgien von der Latte plumpste. Das Tor von Modric, das Kroatien den Startsieg gegen die Türken bescherte; eine herrliche Direktabnahme aus 25 Metern, die den Türken Tufan zum Gespött in den Sozialen Medien machte. TV-Bilder zeigen ihn, wir er sich eitel die Haare richtet, statt Modric anzugreifen. Haare schön, Image futsch, Punkte weg.
Auch ein anderes Traumtor hatte Folgen. Dimitri Payet schoss Frankreich im Eröffnungsspiel spät mit einem Weitschuss gegen die Rumänen ins Glück. Payet spielte diese Saison bei West Ham in England. Jetzt ist er ein Volksheld in Frankreich und die Grossklubs riechen Lunte. Manchester City, Real, Valencia... alle wollen Payet. Dank ihm kann Frankreich schon heute gegen die Albaner (21.00 Uhr) den Sack zumachen und sich für die Achtelfinals qualifizieren. Wie auch die Schweizer Nati gegen Rumänien (18.00 Uhr).