Murat Yakin wirkt bei der Pressekonferenz sichtlich gelöst. Der Natitrainer und SFV-Sprecher Adrian Arnold geben gleich zu Beginn Entwarnung bei Granit Xhaka: Der Nati-Captain wird bei Kracher gegen England mit von der Partie sein.
Die ersten Fragen meistert der Trainer souverän, auch das Lob seitens der englischen Medien schmeichelt ihm. Doch bei der ersten Interaktion eines englischen Journalisten versteht Yakin nur Bahnhof. Bei der Frage, was er zum bisherigen Turnierverlauf der Engländer sagen könne, versteht er den Journalisten nicht. «Das war jetzt schwierig», sagt Yakin leicht verwirrt. Im zweiten Anlauf, auf die etwas deutlicher formulierte Frage, gibt der Nati-Coach dann doch noch Auskunft.
Die Favoritenrolle sieht Yakin auf dem Papier bei den Engländern. Die individuelle Klasse spricht ebenfalls für sie. Dennoch gibt sich Yakin kämpferisch: «Lasst uns erst das Spiel spielen, dann sehen wir, wer der Favorit ist.» Er merkt an, dass er von der Intensität her nochmal ein ganz anderes Spiel als gegen Italien erwartet.
Grosses Lob erhält neben den Spielern auch Giorgio Contini. Yakin spricht von seinem Assistenten als seinen Partner und als absoluter Glücksgriff für das Team. Brisanz kommt mit der Frage über Yakins Zukunft rein. Yakin weicht aus, weist darauf hin, dass seine Situation sicherlich besser ist als vor einigen Monaten und dass er nach dem Turnier mit dem Verband zusammensitzen werde. Von anderen Angeboten wisse er nichts.
Was Yakin im Details sagt, kannst du im Ticker nachlesen
Das wars
SFV-Sprecher Adrian Arnold beendet die Pressekonferenz. Murat Yakin verlässt die Bühne. Wir bedanken uns herzlichst und wünschen noch einen schönen Tag.
Zur Intensität
Es wird ein ganz anderes Spiel als gegen Italien. Es wird auf uns ankommen, wie wir das Spiel angehen. Italien hat viel rotiert und da wussten wir, dass könnte unsere Chance sein. England hat ein vertikales Spiel. Wenn wir pressen, kommen sie nicht ins Spiel. Sie kommen viel über ihre Aussenverteidiger, was unberechenbar sein kann.
Zur Aufstellung der Engländer
Wir können Teams mit einer Viererkette gut pressen und unser Spiel aufziehen. In der Regel spielt auch England so. Sie wissen auch, wie wir angreifen möchten. Wir sind gespannt, wie sie gegen uns vorgehen möchten.
Über sein Gegenüber Gareth Southgate
Southgate und ich, wir verstehen uns gut. Er hat grossen Druck bei seinen Entscheidungen, so beispielsweise bei der Nominierung des Kaders. Ich kenne die Situation mit dem Druck aus dem letzten Jahr. Das ist für einen Coach nicht einfach.
Die Stärken und Schwächen der Engländer
Sie haben grosse Spieler. Die Gruppenphase war nicht einfach zu spielen. Jetzt sind sie im Turnier angekommen, haben ein schwieriges Spiel gegen die Slowaken gewonnen. Die individuelle Klasse ist unübersehbar. Beispielsweise Bellingham, der hat so viel Selbstvertrauen getankt bei Real Madrid mit dem Sieg in der Champions League. Wir freuen uns auf dieses Duell.
Zu seinen Entscheidungen
Ich habe grosses Vertrauen in mich und mein Staff. Klar braucht es einen Matchplan, aber auf individueller Ebene spüre ich, was es gegen welchen Gegner braucht. Da braucht es Mut, zu rotieren, wenn nötig. Wir konnten in den Testspielen viel ausprobieren. Durch diese Erkenntnisse und durch mein Gefühl ergibt sich dann eine Aufstellung. Es ist grossartig, wie die Jungs meine Ideen umsetzen.
Über die Spieler, die noch nicht zum Zug gekommen sind
Diese bei Laune zu halten, ist vermutlich eine der schwierigsten Aufgaben für mich. Mir ist es wichtig, dass sie das Gefühl haben, zum Team zu gehören. Wir haben Spieler dabei, die ihre Rolle kennen und wissen, was sie zu tun haben. Sie müssen bereit sein und sich im Training zeigen und bereit sein, wenn sich eine Chance ergibt. Wir haben das Glück, dass wir keine Verletzten haben, aber das macht es für diese Spieler natürlich schwierig, ins Team zu rücken.
Zum Verhältnis zu Assistent Contini
Es war wichtig, dass wir auch im Staff frischen Wind hineinbringen. Mir war es wichtig, eine Person ins Team zu holen, der ich blind vertraue. Ich sehe ihn nicht als meinen Assistenten, sondern als meinen Partner. Er setzt genau das um, was ich mir von ihm erhofft hatte. Ein absoluter Glücksfall für uns.
Der Unterschied von der Quali zum Turnier
Der Spielstil hat im Herbst zwar gepasst, aber wir haben und das selbst eingebrockt. Wir hatten viel Zeit, um dies zu analysieren und das haben wir auch getan und sind jetzt dort, wo wir sein wollen. Dass wir jetzt am Turnier vor vollen Stadien spielen, gibt den Jungs sicher noch einen zusätzlichen Boost. Spieler mit Verantwortung haben eine starke Saison hinter sich und diese tragen das Team. Das hilft uns enorm.
Zu seinem Verhältnis zu Akanji
Ich war in den letzten Monaten mehrmals bei Manuel und wir haben uns oft ausgetauscht. Wir haben über seine persönliche Situation geredet und wie er gerne spielt. Ich war beeindruckt, wie sein Trainer im Klub ihn einsetzt. Wir haben auch über seine Rolle in der Nati gesprochen und dass er Xhaka mehr unterstützen muss und das sah er auch so. Sie setzten beide das um, was ich von ihnen erwarte.