Auf den Schweizer Strassen herrscht am Sonntagabend gespenstische Ruhe, als um 21 Uhr die Spiele Schweiz gegen Frankreich und Albanien gegen Rumänien angepfiffen werden. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Denn ob in Bern, Zürich, Basel oder einer anderen Stadt – keine zwei Stunden später stehen die Autos auf den Strassen Schlange. Die meisten sind mit albanischen Flaggen verziert. Hupkonzerte begleiten die Autokorsos.
Kein Wunder. Die Albaner haben schliesslich zum ersten Mal überhaupt ein EM-Spiel gewonnen. Nach den bitteren Niederlagen gegen die Schweiz (0:1) und Frankreich (0:2) gibt's im dritten Spiel ein 1:0 über Rumänien. Damit klassiert sich Albanien in der Gruppe A auf Rang 3 – und darf weiter vom Achtelfinal träumen. Die vier besten der sechs Gruppendritten kommen bekanntlich weiter.
So werden die vier besten Gruppendritten ermittelt:
Punkte aus allen Spielen
Tordifferenz aus allen Spielen
Erzielte Tore aus allen Spielen
Fairplay-Ranking
Uefa-Koeffizient
Albanien hat 3 Punkte und ein Torverhältnis von 1:3. Diese Werte gilt es für die anderen Gruppendritten zu schlagen. Hat ein Team gleich viele Punkte und auch dasselbe Torverhältnis, würde Albanien aller Voraussicht nach im direkten Vergleich den Kürzeren ziehen. Denn mit acht Gelben Karten und einem Platzverweis (Gelb-Rot) sind die Doppeladler die Kartensammler schlechthin an dieser EM.
So kommt Albanien in den Achtelfinal:
Zwei der restlichen fünf Gruppendritten müssen die Albaner hinter sich lassen. Die «Kuq e zinjtë» ist dabei auf die Hilfe anderer Nationen angewiesen. Schon heute könnten die Albaner den nächsten Schritt in Richtung Achtelfinal machen, wo man dann auf den Sieger der Gruppe B oder C – also wahrscheinlich England oder Deutschland – treffen würde.
Gruppe B: Heute Montag trifft England auf die Slowakei und Wales auf Russland. Albanien hofft auf einen hohen Sieg der Engländer mit mindestens drei Toren Unterschied. Parallel dazu darf Rusland gegen Wales nicht gewinnen.
Gruppe C: Am Dienstag (18 Uhr) drücken die Albaner Deutschland die Daumen. Es braucht einen Kantersieg der Deutschen gegen Nordirland mit mindestens vier Toren Unterschied, damit Albanien den Dritten der Gruppe C hinter sich lässt.
Gruppe D: Nach dem Deutschland-Spiel (21 Uhr) hoffen die Doppeladler auf Schützenhilfe der Türkei, die Tschechien einen Punkt abknöpft oder gar mit einem Tor Unterschied besiegt.
Gruppe E: Am Mittwoch (21 Uhr) sind die Albaner Fans von Italien und Belgien, die ihre Spiele gegen Irland und Schweden nicht verlieren dürfen.
Gruppe F: Noch vor der Gruppe E ist die Österreich-Gruppe an der Reihe (18 Uhr). Albanien wünscht sich da eine Niederlage der Portugiesen (gegen Ungarn) und einen Sieger in der Partie zwischen den Ösis und Island.
Gibt es am Dienstag oder Mittwoch wieder eine lärmige Nacht in rot und schwarz? Ein Weiterkommen der Albaner ist zumindest nicht unrealistisch. Und zu gönnen wäre es ihnen allemal. (aku/jar)