Die Geschichte wiederholt sich? Fast. Die Umstände sind anders. Der Fakt derselbe. 2014 musste Didier Deschamps in letzter Sekunde auf seinen Superstar Franck Ribéry verzichten. Aus Verletzungsgründen. Diesmal ist es Karim Benzema, der nicht mitdarf. Aus Gründen der, sagen wir, nationalen Einheit.
Den Kommentar, den ich vor zwei Jahren zum Ribéry-Out schrieb, passt auch diesmal wie ein massgeschneiderter Hongkong-Anzug. Der Titel: «Ribéry-Out: Nachteil für uns». Kann man nun einfach schreiben: Benzema-Out: Nachteil für uns? Sinngemäss ja. Sicher ist es kein Vorteil.
Denn die Geschichte hat uns gelehrt, dass die Franzosen weit harmoniebedürftiger sind als zum Beispiel die Italiener. Die werden erst dann stark, wenn Irrungen und Wirren rund um die Nationalmannschaft derart konfus werden wie die nationale Politik. Italien wurde mitten im Sumpf von Calciopoli Weltmeister 2006. Im Finale gegen Frankreich…
Die Franzosen hingegen lieferten katastrophale Leistungen ab, als keine Wohlfühloasen-Atmosphäre im Team herrschte. Gruppenletzter an der EM 2008 und an der WM 2010, mit nur je einem Pünktchen. 2012 und 2014 scheiterten sie dann erst in der K.o.-Runde an den späteren Turniersiegern Spanien und Deutschland.
Besonders schmerzlich für uns: Die 2:5-Abfuhr in den Gruppenspielen in Brasilien – ohne Ribéry. Natürlich: Frankreich war mit Benzema besser als ohne den Real-Madrid-Star. Das sagt die Statistik. Doch weil kein einziges Team eine derartige Breite im Kader hat wie dasjenige der Gastgeber, ist das Benzema-Out kein Nachteil für die Franzosen. Das haben die letzten Tests gezeigt. 3:2 in Holland und 4:2 gegen Russland. Frankreich ist stark, heiss und bereit. Auch ohne Benzema.