Boulogne-Billancourt, an der Peripherie der Metropole Frankreichs. Keine EM-Fahnen, kaum Fernseher auf den Terrassen. Die ohnehin eingepackt werden müssten, denn die Polizei hat sie verboten. Sie hätte nicht genug Manpower, um sie zu beschützen! Solche Massnahmen nehmen einem Sommeranlass schon mal viel von seinem Charme. Zumal in Paris, wo Strassencafés eine Institution sind.
Und dann auch noch das: Die Müllmänner streiken, der Abfall bleibt auf der Strasse liegen. Zustände wie in Süditalien. Und auch die Lokführer sind im Streik. Was heisst: 80 000 stürmen die Metro, die hoffnungslos überfüllt ist. Oder weichen aufs Auto aus, so das man für 17 Kilometer von Boulogne-Billancourt zwei Stunden braucht statt 20 Minuten: Nerven wie Drahtseile sind gefragt.
Und vor dem Stade de France scheint nicht alles perfekt durchorganisiert zu sein. Offenbar sind alle Ressourcen in die Security gegangen. Zulasten einer korrekten Organisation von Verkehr und so. Der Wagen wird bei der Einfahrt ins Parkhaus jedenfalls minutiös gecheckt, alle Passagiere müssen aussteigen. Und im Parkhaus muss rückwärts geparkt werden. Die Volunteer entschuldigt sich: «Sorry, aber das ist die Anweisung, die ich habe. Man will im Notfall möglichst schnell evakuieren können.»
Polizisten checken die Matchbesucher schon in einem äusseren Kordon. Ohne Matchticket kommt man da nicht hin. Und kurz vor dem Stadion wird jeder auf Herz und Nieren geprüft. Der Security-Check für die Journalisten ist genau gleich wie im Flughafen!
Gut 80'000 passen rein ins französische Nationalstadion. Doch kommen auch so viele? Vor zwei Wochen gabs jedenfalls auf der Uefa-Homepage noch hochoffiziell Tickets für dieses Spiel. Der Kollege von der Equipe erzählt: «Es wird nicht voll werden. Die Billette für 100 Euro gingen wohl schnell weg. Aber 400 Euro? Das zahlt dir heute niemand in Frankreich für ein Erstrundenspiel, in welchem es für Frankreich nur darum geht, sich warmzuschiessen.»
Wir werden ja sehen. Und lassen uns die Freude an der EM nicht nehmen. Freuen wir uns auf den ersten Auftritt der Bleus, die offensiv ziemlich spektakulär spielen können. «On verra», wie man hier sagt.