Vor dem Elfmeter-Krimi strecken der ungarische Ref Viktor Kassai und die beiden Captains Gigi Buffon und Bastian Schweinsteiger die Köpfe zusammen. Mittels Münzwurf wird ermittelt, vor welcher Fankurve das Penaltschiessen ausgetragen wird.
Schweini gewinnt die Wahl, wählt aber erstaunlicherweise das Tor vor der italienischen Kurve, was total unüblich ist. Verdutzt hakt Buffon bei Schiedsrichter Kassai nach, ob er auch wirklich richtig verstanden habe. Er hat.
Sportpsychologe Jan Rauch erklärt, warum aus dem angeblichen «Heimvorteil» ein Nachteil werden kann. «Heimische Fans hinter dem Tor können zu einem Nachteil werden. Denn: Der Schütze sieht direkt an deren Körperhaltung die Erwartung und Hoffnung. Da ist die Angst zu versagen und der Druck nochmal um vieles grösser!»
Zuerst mit Dreierabwehrkette angetreten, dann der Trick mit der Platzwahl beim Elfmeterschiessen. Wie an der Heim-WM 2006 greifen die Deutschen wieder tief in die Psychokiste.
Wir erinnern uns: 2006 hatte Goalie Jens Lehmann im Viertelfinal einen Zettel mit den bevorzugten Penaltyecken der Argentinier im Stulpen. Und auch gestern informiert Goalie-Trainer Köpke Keeper Manuel Neuer über die italienischen Schützen. Nur: Die meisten Italiener schossen einfach in die Mitte. Oder ganz neben das Tor.
Neuer auf der ARD: «Die Elfmeter, die in die Mitte geschossen waren, hatte ich nicht auf dem Schirm. Die wissen ja auch, dass ich mich vorbereitet habe.» Neuer hielt trotzdem zwei Elfmeter - und Deutschland damit im Turnier.
Zufall oder nicht? Vor der Schweizer Kurve versenkten die Polen im Achtelfinal alle Penalties souverän. Granit Xhakas Schuss landete neben dem Tor.