Ich bin noch nicht mal in der Nähe des Champ-de-Mars, als die Sicherheitsvorkehrungen ein erstes Mal sichtbar werden. Die Gegend um die Fanzone ist für den Verkehr extrem grossräumig abgesperrt. Ein paar hitzköpfige Pariser legen sich mit dem Gendarmen an, murrend. Aber chancenlos. Eine Strasse weiter stehen Dutzende Einsatzfahrzeuge und noch mehr Gendarmen in Bereitschaft.
Kurz darauf der erste Security-Check. Leibes-Visitation, Kontrolle der Taschen – aber kein Scan. Das geht zügig. Okay, Albanien-Schweiz ist auch nicht der grosse Strassenfeger. In den Bistros lockt das Spiel jedenfalls niemand hinter dem Ofen hervor und vor den TV.
Zweiter Security-Check. Diesmal ein bisschen eingehender. Aber nach wie vor ohne Scan. Meine Frage nach einem Foto, wie ich kontrolliert werde, wird vom Supervisor mit einem dezidierten «Nein» beantwortet. Es dürfen gar keine Fotos gemacht werden. Egal, ich bin ohnehin schneller.
Drinnen. Gewaltig! Der Champ-de-Mars direkt neben dem Eiffelturm bietet Platz für 120 000 Fans. Eine unfassbare Menge! Allerdings sind weit weniger da. Ein paar Hundert Albaner vielleicht, und drei, vier versprengte Schweizer Grüppchen sind auszumachen. Dazu Schweden, Waliser, Iren, Kroaten, Türken usw. Was auch immer. Auch viele Engländer, die sich bereits sechs Stunden vor Kickoff der Three Lions warmtrinken. Und ganz, ganz viel Polizei. Patrouillierend, überwachend, omnipräsent. Fühle ich mich unwohl? Nein!
Unter dem gestrengen Blick des reitenden Erst-Weltkriegs-General Joseph Joffre kicken ein paar Jungs auf dem offiziellen Euro-Spielfeld. Andere üben sich am Töggelikasten oder an der Playstation. Ganz sicher gehen alle einmal durch den Fanshop. Aber Paris ist nicht Marseille. Hier ist alles friedlich. Anne Hidalgo, Bürgermeisterin von Paris, scheint Recht zu erhalten mit ihrer mit Nachdruck angebrachten Forderung, dass die Fanzone ein nicht verhandelbares Must ist. Alles andere wäre eine nicht tolerierbare Einschränkung unserer liberalen Werte, so Hidalgo.
Mittlerweile ist Schluss in Lens. Die Albaner sind zu Tode betrübt. Vorwürfe gibts aber weder an Captain Lorik Cana wegen seiner dummen gelben und dann gelbroten Karte oder an Sadiku und Gashi, welche die Grosschancen ausliessen. «Wir haben alles gegeben. Schade. Aber die EM ist noch nicht vorbei», sagt Ermir Hoxha, ein Einheimischer. Nur einer schaut dem bunten Treiben scheinbar gleichgültig und frei von jeglichen Emotionen zu: Der Eiffelturm, der wie ein Schutzheiliger der Fanzone über ihr zu thronen scheint.