Blick: Fidan Aliti, erst das 2:2 gegen die Schweiz in Pristina, dann das 0:2 mit dem Skandal in Rumänien. Wie emotional war dieser Nati-Zusammenzug mit dem Kosovo?
Fidan Aliti: Schon sehr emotional, noch habe ich es nicht ganz verdaut. Die beste Antwort auf diese unsäglichen Ereignisse in Rumänien wäre gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Leider ist uns das nicht gelungen.
Das Spiel musste fast eine Stunde unterbrochen werden, weil Sie und Ihre Kollegen von den Rängen beschimpft wurden und ein Banner mit der Aufschrift «Kosovo ist Serbien» im rumänischen Fanblock gehisst wurde...
So etwas geht gar nicht. Das sind politische Statements, die im Fussball nichts verloren haben. Offener Rassismus. Kosovo ist ein freies Land.
Mehr zum Fan-Skandal
Hätten Sie auch in der Kabine bleiben können und das Spiel wäre abgebrochen worden?
Im Nachhinein wäre das die richtige Entscheidung gewesen. Nur so hätten wir ein richtiges Zeichen gesetzt. So ist die Partie einfach normal zu Ende gespielt worden, keiner wurde bestraft.
Was haben Sie während des Unterbruchs in der Kabine gemacht?
Wir haben erst eine taktische Besprechung abgehalten. Bis dahin waren wir ja besser als Rumänien und hatten das Spiel im Griff. Dann ist eine Uefa-Delegation in die Kabine gekommen, es wurde lange diskutiert.
Es wurde weitergespielt und Kosovo hat das Spiel aus der Hand gegeben. Warum?
Das dürfen Sie gerne den Schiedsrichter fragen. Das war eine Katastrophe! Nach Wiederanpfiff hat er konsequent alles gegen uns gepfiffen. Die Rote Karte war ein Witz und der Penalty für Rumänien erfunden. Das ist keine billige Ausrede, Sie können sich das Spiel gerne nochmals anschauen.
Schon Ihre Hymne wurde rigoros ausgepfiffen. Wie weh tut das?
Mit Pfiffen haben wir gerechnet, als Profis müssen wir damit umgehen können. Doch es wurde andauernd «Kosovo ist Serbien» gerufen, da hat noch keiner reagiert. Erst mit dem Banner wurde anscheinend die Grenze definitiv überschritten.
Diese Anfeindungen ausgerechnet drei Tage nach dem «Freundschaftsspiel» gegen die Schweiz in Pristina...
Für uns Spieler war das Spiel gegen die Schweiz kein Freundschaftsspiel. Wir wollten gewinnen, es ging um viel. Glauben Sie mir: In einem Zweikampf vergisst man, wer dein Kollege ist. Aber für all die Leute in Pristina war das Spiel mit Sicherheit eine einzige grosse Party. Dass wir am Schluss noch das 2:2 erzielten, war verdient und setzte dem Ganzen noch die Krone auf.
Sechs Spiele, vier Punkte. Haben Sie die EM-Teilnahme bereits abgeschrieben?
Das dürfte nicht mehr reichen. Aber wir haben die EM nicht gegen die Schweiz und Rumänien verspielt, sondern davor mit dem Unentschieden gegen Andorra und der Pleite gegen Belarus.