Sie sind zurück bei den Colorado Rapids. Aus der Ferne betrachtet: Was bleibt von dieser EM, dem historischen Abenteuer für Albanien?
Shkelzen Gashi: Auch nach ein paar Tagen Abstand ziehe ich ein positives Fazit aus dieser EM. Die Stimmung im Stadion, in Albanien und in all den anderen Ländern, wo wir vertreten sind, war einmalig. Kategorie Gänsehaut! Davon wird man in Albanien noch lange sprechen.
Die albanischen Fans gingen durch die Decke. Wie haben Sie die Euphorie um Ihr Nationalteam erlebt?
Ich habe wunderschöne Reaktionen bekommen, das macht mich stolz. Unsere Fans waren einmalig. Was für eine Stimmung! Friedlich, emotional, einfach grossartig. Egal ob per SMS, Facebook, Twitter etc. ich wurde auf allen möglichen Kanälen angeschrieben.
Wie brutal war es, tagelang nicht zu wissen, ob man weiter ist?
Das war schon speziell, wenn man auf einmal mit dem Rechner vor dem Fernseher sitzt und hofft, dass es irgendwie zum Weitermachen reicht. Aber so sind die Regeln und die muss man akzeptieren.
Ein Unentschieden gegen die Schweiz und Albanien wäre weiter gewesen. Hätte Albanien das den Punkt verdient?
Wenn und Aber, hätten wir, wären wir... Das bringt im Leben alles nichts. Fakt ist, gegen die Schweiz wäre ein Punkt möglich gewesen. Nicht nur wegen meiner Grosschance, sondern weil wir gezeigt haben, dass wir auch mit zehn Feldspielern nie aufgeben und mithalten können!
Sie vergaben diese unglaubliche Chance am Ende. Normalerweise machen Sie die im Schlaf. Warum nicht in diesem wichtigen Moment?
In diesem Moment hat man nicht mehr lange Zeit zum Überlegen. Das sind Millisekunden. Ich hätte meinen Fans gerne das Tor geschenkt. Leider ist es halt so, manchmal gehen die Bälle rein, manchmal nicht. Man muss immer positiv bleiben und vorwärtsschauen. Ich sage es gerne nochmals, starke Parade Yann!
Die Schweizer Nati-Spieler sagten danach, dass die Last vor diesem ganz speziellen Duell enorm gewesen war.
Es war ein spezielles Gefühl, an einem solchen Turnier gegen seine Freunde zu spielen. Aber während den 90 Minuten ist man Profi, da überlegt man nicht. Die Schweiz war Favorit. Daher war der Druck vielmehr bei ihnen als bei uns.
Was ist für Albanien in Zukunft möglich an grossen Turnieren?
Ich denke, wir haben gezeigt, dass wir die Möglichkeit haben, uns überhaupt für so ein Turnier zu qualifizieren. Und wenn man dann dabei ist, entscheiden Kleinigkeiten über Sein oder Nichtsein.
Kurz nach Ihrer vergebenen Chance gegen die Schweiz sah man sie lachend mit den Schweizer Spielern. Haben Sie dafür in Albanien Kritik geerntet?
Überhaupt nicht, die albanischen Fans waren enttäuscht, dass wir verloren haben. Doch auch sie wissen genau, dass diese Spieler Albanien an die EM geschossen haben. Darum war es auch für die Fans wunderschön mitanzusehen, dass die Spieler sich so gut untereinander verstehen. Darüber wurde ja weltweit berichtet, das ist doch etwas Tolles.
Haben Sie mit der Schweiz mitgezittert gegen Polen?
Logisch schaut man hin und hofft, dass sie es packen. Die Schweiz hat für mich auch viel besser gespielt und hätte es verdient gehabt weiterzukommen. Ich hätte es Granit von Herzen gegönnt, dass er trifft. Er hat eine sackstarke EM gespielt.
Sie sind mit Colorado Leader. Allerdings gibt es jetzt bereits in Italien Gerüchte, dass Pescara Interesse an Ihnen hat. Kommen Sie bereits zurück nach Europa?
Ich habe ja nicht mal alles ausgepackt und soll schon wieder weg? (lacht). Ich will den Titel gewinnen mit meinem Team und für das braucht es die volle Konzentration.