Bundestrainer Jogi Löw stellt für das Italien-Spiel extra von einer Vierer- auf eine Dreierkette in der Abwehr um. Das passt Mehmet Scholl so gar nicht, obwohl Deutschland zum ersten Mal an einem EM- oder WM-Turnier die Squadra Azzurra bezwingen kann.
«2008 haben wir uns angepasst an den Gegner, sind rausgeflogen gegen die Spanier, 2010 dasselbe. 2012 haben wir uns den Italienern angepasst, sind wieder rausgeflogen», setzt er zu einer Wutrede an. «Achtung! Jetzt kommt der Clou: Ab dem Viertelfinal 2014 hat Jogi Löw jede Idee seines Trainer-Stabs ignoriert und seiner Mannschaft vertraut.» Das Resultat? Deutschland wurde Weltmeister.
Einmal in Fahrt legt Scholl nach. Sein Fett weg kriegt insbesondere der Basler DFB-Chefscout Urs Siegenthaler, der seit März auch bei YB arbeitet. Scholl: «Siegenthaler möge bitte seinen Job machen, möge bitte morgen liegen bleiben und die anderen zum Training gehen lassen. Ich weiss nicht, obs nur Siegenthaler ist, aber Jogi Löw wacht nicht nachts auf und sagt: Jetzt hab ichs: Dreierkette, Dreierkette, Dreierkette!»
Taktik-Fuchs Scholl, der 1996 mit Deutschland Europameister wurde, erklärt seine Breitseite gegen Siegenthaler: «Man fragt sich sicher, warum ich das gesagt habe mit Siegenthaler und Konsorten. Warum sind wir Weltmeister geworden? Weil wir die schwachsinnigste Idee aller Zeiten, mit vier Innenverteidigern zu spielen, über Bord geworfen haben. Weil wir ein Gebilde hatten, das durchgelaufen ist. Jetzt haben wir wieder ein Gebilde und müssen dabei bleiben. Das muss das Ziel sein, dass die Automatismen wieder greifen.» (yap)