Eine letzte Herausforderung
Ermir Lenjani will es noch einmal wissen

Ermir Lenjani ist zurück der Schweiz. Und keiner hat es bemerkt. Der langjährige Super-League-Spieler und ehemalige albanische Internationale sucht eine letzte Herausforderung, bevor er im Sommer seine Karriere beenden will.
Publiziert: 21.12.2023 um 18:59 Uhr
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Ermir Lenjani spielte mehr als 40 Länderspiele für Albanien.
Foto: DR
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Tim Guillemin und Christian Finkbeiner

Ermir Lenjani (34) ist seit dem Sommer wieder in der Schweiz – und kaum jemand hat davon Notiz genommen! «Ich war schon immer diskret, nicht der Typ, der sein Leben in der Öffentlichkeit ausbreitet», sagt der Winterthurer. Das Ende seiner Karriere naht, noch einmal sucht er aber eine letzte Herausforderung, bevor er im Sommer die Fussballschuhe an den Nagel hängen will.

Winterthur, GC, St. Gallen, Rennes, Nantes, Sion, noch einmal GC und der türkische Klub Ümraniyespor heissen die Stationen des gebürtigen Kosovaren, der für Albanien mehr als 40 Länderspiele bestritt und 2016 an der EM teilnahm. «Bei den Junioren in Winterthur hat niemand auf mich gesetzt. Ich hatte zwar einen guten linken Fuss, aber ich war zu schmächtig und zu leicht. Ich bin nicht aufgefallen. Aber ich hatte Lust zu arbeiten. Und das ist das, worauf ich in meinem Leben am meisten stolz bin», sagt Lenjani.

Dank seines Arbeitseifers setzt sich Lenjani bei Winterthur durch und weckt das Interesse von GC. «Natürlich habe ich ja gesagt, aber ich war noch nicht auf diesem Niveau.» Ciriaco Sforza, mit dem er sich heute noch gut versteht, schickt ihn zurück nach Winterthur. Dann probiert es Lenjani in St. Gallen – und startet so richtig durch. Mit den Ostschweizern sorgt er auch europäisch für Furore, der albanische Verband wird auf ihn aufmerksam, ebenso YB. Doch den Berner sagt Lenjani ab und wechselt in die Ligue 1 zu Rennes.

Teamkollege von Ousmane Dembélé

Im Nordwesten Frankreichs wird er Teamkollege von Ousmane Dembélé. «Ich wusste, dass Rennes ein tolles Ausbildungszentrum hat, aber er war nicht zu übertreffen ... Er hatte ein unglaubliches Tempo! Er kam zum Training, linker Fuss, rechter Fuss, und das alles mit 2000 km/h!» Nach wenigen Monaten wechselte Dembélé bereits nach Dortmund. Lenjani hingegen kann sich nicht durchsetzen, wird nach Nantes ausgeliehen, ehe er nach zwei Saisons in Frankreich nach Sion in die Schweiz zurückkehrt.

Mit GC steigt er in die Super League auf, ehe er ein zweites Abenteuer im Ausland wagt: Der Wechsel in die Türkei zu Ümraniyespor nennt er eine tolle Erfahrung. «Die türkische Liga ist sehr interessant. Ich wohnte in einer wunderschönen Stadt, wir spielten regelmässig in tollen Stadien gegen grosse Spieler.» Im Sommer kehrte er nach einem Jahr in die Schweiz zurück – und verspekulierte sich. Sein Agent und er waren etwas spät dran, kein Verein zeigte Interesse, ihn zu verpflichten. Seither hält er sich unter Anleitung von Fitnesstrainern fit und wartet auf ein passendes Angebot. «Mein Ziel ist klar: Ich stelle mich einem Schweizer Profiverein zur Verfügung, um sechs Monate auf hohem Niveau zu spielen und mich auf die Zeit danach vorzubereiten.»

Danach will Lenjani weiter im Fussball tätig sein. Als Trainer hat er das A-Diplom gemacht, zudem hat er eine Ausbildung als Sportmanager. Und er schaut auf reichlich Erfahrung zurück. So auch auf mehr als 40 Länderspiele mit Albanien. Auch im ersten Spiel der im November zu Ende gegangenen EM-Quali gehörte er zum Aufgebot. «Ich habe keine einzige Minute gespielt und ich bin realistisch, dass ich nächsten Sommer an der EM nicht zum Kader gehören werde. Aber ich bin der erste Fan und sehr stolz darauf, Teil dieser Geschichte gewesen zu sein.»

EM 2016 als Karriere-Höhepunkt

Die EM 2016 ist der Höhepunkt von Lenjanis Karriere. Noch heute, mehr als sieben Jahre später, hat er Gänsehaut, wenn er an die Wochen in Frankreich zurückdenkt. «Ich habe keine Worte, um dies zu beschreiben. Tausende Albaner waren in den Stadien, es war unsere erste Teilnahme an einer Endrunde. Und beinahe wären wir als bester Drittplatzierter in den Achtelfinal eingezogen, es war so knapp...» Beim 0:1 zum Auftakt gegen die Schweiz spielt er durch. Auch gegen Frankreich (0:2) und Rumänien (1:0) ist er bei Trainer Gianni Die Biasi gesetzt.

Lenjani hat eine erfolgreiche Karriere hingelegt, weil er, wie er selbst sagt, 100 Prozent seiner Möglichkeiten ausgeschöpft hat. «Es gibt begabte Spieler, die sich auf ihrem Talent ausruhen, das konnte ich mir nicht leisten. Meine Botschaft ist also, dass man sich voll anstrengen, ernsthaft arbeiten und auch die richtigen Entscheide zur richtigen Zeit treffen muss. Man sollte nicht zu früh ins Ausland gehen!»

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