Dominique Blanc (69) neuer SFV-Präsident
Riesen-Zoff um Christian Constantin

Dominique Blanc (69) wird neuer SFV-Präsident und ersetzt Peter Gilliéron (66), der bei seiner Verabschiedung in Tränen ausbricht. Und die Profi-Abteilung ist sauer auf Christian Constantin.
Publiziert: 18.05.2019 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2019 um 09:38 Uhr
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Dominique Blanc ist der neue SFV-Präsident.
Foto: freshfocus
Andreas Böni

Es ist 9.30 Uhr, als der abtretende SFV-Präsident Peter Gilliéron (66) die 101 Delegierten im Talgut-Center von Ittigen bei Bern begrüsst. Gilliéron übersieht den FCZ-Präsident Ancillo Canepa, als sich dieser zu Wort melden will: «Ich habe dich nicht gesehen, Du musst noch ein wenig wachsen, Cillo...»

Der Saal lacht – bei seiner Verabschiedung weint Peter Gilliéron (66) dann wegen der rührenden Verabschiedungs-Worte von Liga-Boss Heini Schifferle.

Der erste Wahlgang zum neuen Präsidenten ist ein Krimi: Favorit Dominique Blanc (Kandidat der Amateure) erhält 42 Stimmen, Kurt Zuppinger (1. Liga) deren 30 und Jeff Collet (Super League) fliegt mit 29 Stimmen raus. Wegen einer einzigen Stimme!

Wahrscheinlich wegen Christian Constantin. Weil er Jeff Collet (51) die Wahl gekostet haben könnte. Der Sion-Boss weist bei seiner Wortmeldung vor den Wahlen darauf hin, dass es eigentlich einen Turnus zwischen den Kammern gäbe. Gemäss diesem sei die 1. Liga dran – so ist anzunehmen, dass Constantin für Zuppinger (56) und gegen Collet den Kandidaten der Liga, stimmte.

Der angesprochene Turnus besteht seit 2001 nicht mehr. Und Collet ist wegen einer Stimme dann nicht im zweiten Wahlgang, den er vielleicht gewonnen hätte. Weil einige Insider davon ausgehen, dass die 1. Liga im zweiten Wahlgang für Collet gestimmt hätte.

Eine Revolution ist es nicht

Die Liga ist zudem auch verstimmt wegen der 1. Liga, die im Wahlkampf Delegierte auswechselte, welche für Collet waren (im BLICK). Die Quittung gibt’s dann im zweiten Wahlgang. Um 11.50 Uhr ist Blanc (69) neuer SFV-Präsident – mit 69 von 101 Stimmen. 50 000 Kilometer hat er im Wahlkampf zurückgelegt.

So wird’s Blanc. Doch wer ist er? Der Lausanne wird im Dezember 70 Jahre alt, ist getrennt und zweifacher Vater sowie Opa. Er ist ehemaliger Schiedsrichter (1. Liga und Assistent in der Super League), seit 25 Jahren in Fussball-Gremien tätig, ist Chef der Amateur-Abteilung, Mitglied des Zentralvorstands und Vizepräsident des SFV. Der Lausanner ist selbständiger Unternehmer (Firmen im Bereich Baumaterial, Lack und Farben, war auch in Frankreich und Spanien aktiv). Er spricht neben Französisch auch Deutsch, Englisch und Spanisch.

Eine Revolution ist es nicht. Blanc selber sagt: «Mein Programm Evolution statt Revolution gefiel den Delegierten offenbar.» Und zu seinem Alter meint er: «Die Delegierten haben die Antwort gegeben.»

Liga behält die Nati-Macht

Im zweiten heissen Traktandum geht es um eine Statuten-Änderung. Die Amateure und die 1. Liga wollen dem Nati-Manager nur das A-Team und die U21 unterstellen – und der Zentralvorstand soll ihn bestimmen. Die Liga will ihm alle U-Mannschaften unterstellen – und blockiert die Änderung mit Erfolg.

Das Wahl-Ergebnis: 61 Ja-Stimmen zu 40 Nein-Stimmen, die erforderliche Drei-Viertelmehrheit wurde verpasst. Das heisst: Die Liga behält die Macht, sucht jetzt einen vollamtlichen Nati-Delegierten und schlägt diesen dem Zentralvorstand vor. Wer es sein wird, ist nun offener denn je – als Favoriten gelten nun Peter Knäbel und Martin Andermatt. Eine Ernennung von Alain Sutter oder Fredy Bickel erscheint eher unwahrscheinlich.

Das meint BLICK: Blanc hat eine Chance verdient

Es ist für die Öffentlichkeit ein irritierendes Zeichen, dass die Delegierten des Schweizer Fussballverbandes den 66-jährigen Peter Gillieron durch einen 69-jährigen als neuen Verbandpräsidenten ersetzt. Ein Zeichen von Aufbruch ist das nicht.

Trotzdem hat Dominique Blanc eine Chance verdient. Weil 69-Jährige von heute nicht mehr mit 69-Jährigen von vor 20, 30 Jahren zu vergleichen sind. Sie stehen voll im Leben – und sind, wie im Fall von Blanc, noch voller Energie und Tatendrang. 

Ja, Dominique Blanc ist ein vitaler Mann. Es ist ihm zuzutrauen, die Dynamik zu entwickeln, die man an der WM in Russland so schmerzlich vermisste. Zudem wird Blanc auch von seinen Kritikern als dossiersicher beschrieben.

Ein Vorteil bei Blanc könnte sein, dass er mit 69 Jahren seine volle Zeit für den SFV aufbringen kann – und dass er unabhängig ist. Er kann nach bestem Wissen und Gewissen, ohne irgendwelche Abhängigkeiten entscheiden.

Wichtig ist aber auch, dass er in Zusammenarbeit mit der Liga die Professionalisierung der Nationalmannschaft vorantreibt. Dass man den richtigen Mann an die Spitze setzt, der mit Nati-Coach Vladimir Petkovic auch Klartext spricht. Dass die Nati-Spieler auch mal besucht werden.

Dann kann Blanc ein guter Mann für die nächsten Jahre werden. Denn am Schluss ist es bei Funktionären wie mit Fussballern: Es gibt nicht junge und alte. Sondern nur gute oder schlechte.

Es ist für die Öffentlichkeit ein irritierendes Zeichen, dass die Delegierten des Schweizer Fussballverbandes den 66-jährigen Peter Gillieron durch einen 69-jährigen als neuen Verbandpräsidenten ersetzt. Ein Zeichen von Aufbruch ist das nicht.

Trotzdem hat Dominique Blanc eine Chance verdient. Weil 69-Jährige von heute nicht mehr mit 69-Jährigen von vor 20, 30 Jahren zu vergleichen sind. Sie stehen voll im Leben – und sind, wie im Fall von Blanc, noch voller Energie und Tatendrang. 

Ja, Dominique Blanc ist ein vitaler Mann. Es ist ihm zuzutrauen, die Dynamik zu entwickeln, die man an der WM in Russland so schmerzlich vermisste. Zudem wird Blanc auch von seinen Kritikern als dossiersicher beschrieben.

Ein Vorteil bei Blanc könnte sein, dass er mit 69 Jahren seine volle Zeit für den SFV aufbringen kann – und dass er unabhängig ist. Er kann nach bestem Wissen und Gewissen, ohne irgendwelche Abhängigkeiten entscheiden.

Wichtig ist aber auch, dass er in Zusammenarbeit mit der Liga die Professionalisierung der Nationalmannschaft vorantreibt. Dass man den richtigen Mann an die Spitze setzt, der mit Nati-Coach Vladimir Petkovic auch Klartext spricht. Dass die Nati-Spieler auch mal besucht werden.

Dann kann Blanc ein guter Mann für die nächsten Jahre werden. Denn am Schluss ist es bei Funktionären wie mit Fussballern: Es gibt nicht junge und alte. Sondern nur gute oder schlechte.

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