Auf dem Üetliberg, dem Zürcher Hausberg, zu dessen Füssen die am 26. November verstorbene FC-Zürich-Legende Köbi Kuhn fast siebzig Jahre lang gewohnt hat, liegt der erste Schnee. Draussen vor dem Grossmünster fällt bei nur 2 Grad Celsius Nieselregen.
Doch drinnen in der Kirche wird’s den 1000 Trauergästen bald warm ums Herz. Der FC Zürich organisiert für seine Ikone eine durchs Band würdige Gedenkfeier.
Die ganze Fussball.-Prominenz ist da: Karli Odermatt, sein langjähriger Freund und ewiger Rivale im Dress des FC Basel. Der Schweizerische Fussball-Verband mit dem aktuellen Nati-Coach Vladimir Petkovic. Köbis ehemalige Nati-Spieler wie Alex Frei, Ludovic Magnin, Patrick Müller, Pascal Zuberbühler oder Ricci Cabanas.
Auf der vom SFV gespendeten Schleife, die am Kranz aus roten und weissen Rosen hängt, steht: «In liebevoller Erinnerung».
Grossmünster-Pfarrer Christoph Sigrist, seit Kindsbeinen ein eingefleischter FCZ-Fan, spricht zum Auftakt des Trauer-Gottesdienstes. Er sagt: «Köbi war kein Heiliger, sondern zu tiefst menschlich.» Wie treffend.
Ein Chor, geleitet von Köbis Schwester Marianne, singt. Der Pfarrer übergibt das Wort an Peter Gilliéron, zu Köbis Zeiten als Nati-Coach Präsident des SFV. Gilliéron erzählt von der Schandnacht 2005 in Istanbul, «als wir fast wie Aussätzige behandelt wurden. Köbi war damals fast noch ruhiger als sonst. Und als Köbi nach der Euro 08 von den Fans verabschiedet wurde, kamen mir die Tränen. Wir werden Köbi in bester Erinnerung behalten.“
Der Zürcher FDP-Stadtrat Filippo Leutenegger erwähnt Köbis «typische Züri-Schnurre. Er war der ungekrönte Fussball-König. Köbi, für uns warst Du immer Köbi National. Viele Schweizer tun sich schwer mit Denkmälern, Du hast eines verdient. Und ich sehe Dein Denkmal auf der Fritschi-Wiese.» Dort, wo klein Köbi in Zürich-Wiedikon das Kicken lernte. Leutenegger schliesst mit den Worten: «Köbi wir vermissen Dich.»
Mario Fehr schwärmt
Auch Mario Fehr, SP-Regierungsrat und bekennender FCZ-Fan, schwärmt: «Köbi, 1976 habe ich in Bern deinen letzten Cupspieg erlebt, für mich war es der erste.» Der Ex-Nationalrat: «Ich bin nie stolzer von Bern nach Zürich gefahren.“ Auch Fehr will sich, nicht wie die Grünen Katharina Prelicz-Huber und Elena Marti, für ein Köbi-Denkmal stark machen. Fehr: «Du wirst sicher ein Denkmal oder einen Platz bekommen. Das hast Du verdient, Köbi. Einen Platz in unseren Herzen hast Du schon lange.»
Ludovic Magnin, der heutige FCZ-Trainer, erzählt der Trauergemeinde eine Episode aus dem Nati-Hotel in Feusisberg SZ. Der Romand: „Nach einem Spiel, wir waren gerade mit dem Nachtessen fertig und es war kurz vor Mitternacht, fragten mich die Spieler, ob ich Herrn Kuhn nicht fragen könnte, ob wir als Team in den Ausgang dürften. Ich ging zu ihm und trug unser Anliegen vor. Sein Antwort war für mich Kult: Nein, Ludo. Aber ich schlafe sehr, sehr tief. Und er nickte gleichzeitig mit dem Kopf. Typisch Herr Kuhn. Bis jetzt wachte glücklicherweise immer ein Stern über mich im Leben. Seit drei Wochen ist der Stern noch grösser geworden. Danke für alles, Herr Kuhn!»
Auch Ex-Nati-Captain Alex Frei hat Köbi National nie geduzt. Der Ex-Basler spricht Hochdeutsch, weil er, nicht ganz ernst gemeint, denkt, dass man in Zürch seinen Basler Dialekt nicht verstehen würde: „Wir alle möchten Danke sagen. Sie kamen als Legende. Sie waren eine Legende. Sie gingen als Legende. Lieber Gott, achte auf Herrn Kuhn so wie er auf uns gewacht hat.”
FCZ-Präsident Ancillo Canepa schliesst seine Rede mit den salbungsvollen Worten: «Köbi, Du wirst eine grosse Lücke hinterlassen! Köbi, wir werden Dich nie vergessen. Danke, was Du für uns alles gemacht hast!”
Pfarrer Siegrist: «Die Krankheit hat Köbi im Strafraum gefoult. Der Tod hat den Penalty versenkt. Der Ball liegt im Netz. Leblos. Tot ist tot.»
Für Köbis Eröffnungsspiel im Himmel, so Pfarrer Sigrist, singt die Trauergemeinde die Nationalhymne. Für Köbi National.