BLICK: Herr Anliker, GC steckt in diesem Frühling in einer Krise.
Stephan Anliker: Als Krise würde ich das nicht bezeichnen. Es läuft sportlich weniger gut als im Herbst, richtig. Damals ging das eine oder andere Tor mehr rein. Daraus resultierte jeweils ein guter Match. Momentan läufts umgekehrt, ich möchte es aber nicht auf Glück oder Pech reduzieren. Es kann nicht immer so laufen wie im Herbst.
Mit einem Punkteschnitt von 1,0 pro Spiel wie im Frühling würde GC gegen den Abstieg kämpfen.
Es zählt die gesamte Saison. Es wird am Ende der Rückrunde abgerechnet. Mit dem Frühling bin ich bis jetzt auch nicht zufrieden. Ich erwarte klar eine Steigerung in Bezug auf die Resultate. Trotz einigen Niederlagen, die Leistungen waren nicht ‹gäng› schlecht.
Wäre es nicht gescheiter gewesen, Yoric Ravet erst im Sommer an YB zu verkaufen?
Dieser Verkauf war gut überlegt. Er hatte eine gewisse Logik. Man darf die Leistung der Mannschaft nicht auf diesen Abgang reduzieren. Ravet war ein guter Spieler, wir haben aber zwei sehr gute dazubekommen.
Welche meinen Sie?
Zum Beispiel Senderos und Milanov.
Tabakovic, der von YB kam, haben Sie nicht erwähnt. Bewusst?
Nein, Tabakovic gehört dazu, er hat grosse Perspektiven. YB hätte Ravet nicht bekommen, wenn wir im Gegenzug nicht ihn erhalten hätten. Wir waren nicht unter Druck zu verkaufen. Auch wenn YB ‹bitti bätti› sagt, müssen wir nicht gleich verkaufen. Vor zwei Jahren sah es da noch anders aus.
Ravet verkauft, Tarashaj geht im Sommer, Dabbur werden Sie auch nicht halten können, der Grossteil der Tormaschine bricht weg.
Wenn man erfolgreich ist, werden auch die Spieler begehrt. Zudem sind wir Teil einer klassischen Ausbildungsliga.
Wie viele Millionen verlangen Sie für Dabbur? 6? 10?
Er wird nicht günstig zu haben sein. Zahlen nenne ich nicht.
Sind Sie mit Sportchef und CEO Manuel Huber zufrieden?
Der Gesamtklub GC mit Manuel Huber an der operativen Spitze hat einen guten Job gemacht und macht immer noch einen guten. Es geht jedoch immer um alle Mitarbeiter. Das Team ist gut.
Haben Sie für nächste Saison schon einen Hauptsponsor, oder müssen Sie mit Ihrer Unternehmung wieder einspringen?
Die Situation ist dank unserer neuen positiven Ausstrahlung ganz anders als vor einem Jahr. Wir haben diverse Anfragen. Das zaubert dem Präsidenten ein Lächeln aufs Gesicht.
Die Verträge mit den Owners, die GC mit je bis zu 250'000 Franken unterstützen, laufen aus. Wie gehts weiter?
Als wir die Owners-Bewegung gründeten, gingen wir davon aus, dass das neue Stadion 2016 steht. Das heisst aber nicht, dass die Zeit der Owners-Bewegung vorbei ist. Wir sind intensiv dran, alles neu zu organisieren. Und auch hier, es sieht viel besser aus als noch vor zwei Jahren.
Und wann bekommt Zürich endlich ein neues Fussball-Stadion?
Die Stadt Zürich hat nach der letzten Ablehnung der Stimmbürger sehr schnell einen neuen Projekt-Wettbewerb lanciert. Im Sommer kennen wir den Sieger. Die Stadt hat klar signalisiert, dass sie ein neues Stadion will. Ich muss der Stadt ein Kränzchen winden, wie schnell jetzt alles gegangen ist.
Wann steht der neue Hardturm?
Ich hoffe, in den frühen 20er-Jahren. Die Frage ist, ob es die Fussballklubs in der heutigen Form dann noch gibt.
Wie bitte?
Die Gesamtfinanzierung des Fussballs in Zürich hängt unglaublich stark mit einem eigenen Stadion zusammen.
Geld verdienen können Sie nur an den Derbys gegen den FCZ.
Ja, und dafür sind dann die Sicherheitskosten umso höher.
Zieht GC als Rekordmeister mit 27 Titeln ins neue Stadion? Basel kommt immer näher.
Ich gehe schwer davon aus. Nochmals: Ich habe Vertrauen in diese Mannschaft, in den Grasshopper Club Zürich. Unsere neue Strategie stimmt. Wir haben ein solides Fundament.