Diana Langes-Swarovski
Sie mischt den österreichischen Fussball auf

Kristallerbin, Ex-Model, Fussball-Präsidentin: Das verrückte Leben der Diana Langes-Swarovski.
Publiziert: 28.07.2019 um 12:03 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2019 um 12:15 Uhr
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Diana Langes-Swarovski: Seit 2013 ist die Kristallerbin Wattens-Präsidentin.
Foto: PD
Daniel Leu

Diana Langes-Swarovski muss laut lachen. «Als ich hier ­anfing, hat mich niemand ernst genommen. Mich hat das aber nicht gestört. Im Gegenteil, ich fand das sogar praktisch. So konnte ich in Ruhe arbeiten.» ­Heute, sechs Jahre später, ist sie dank zwei Aufstiegen Präsidentin eines Bundesligisten.

SonntagsBlick trifft die Tirolerin wenige Tage vor dem ersten Bundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte seit fast einem halben Jahrhundert. Bussi links, Bussi rechts. ­Diana Langes-Swarovski kennt im Gasthof zum Schwan in Wattens jede und ­jeden. «Die schönste Präsidentin Österreichs», wurde sie kürzlich in den heimischen Medien betitelt. Ein Lob, das ihr schmeichelt. «So was liest man doch gerne.» Sie auf ihr Aussehen zu reduzieren, wäre aber ein grosser Fehler.

Seit sie denken kann, interessiert sich die heute 47-Jährige für den Fussball. Ihr Vater Gernot Langes war während Jahrzehnten Präsident der WSG Wattens. Als Kind sitzt Diana auf dem Schoss der Trainer-Legende Ernst Happel. Und der deutsche Nati-Spieler und Frauenschwarm Hansi Müller fährt sie regelmässig im ­Cabrio zur Schule. «Die WSG war für mich schon immer eine grosse Familie. Das zieht sich bis zum heutigen Tag durch.»

Diana stammt aus einer berühmten Familie. Sie ist die Ururenkelin des Firmengründers Daniel Swarovski, die Schwester des ­aktuellen Konzernchefs Markus Langes-Swarovski und heute Familienrätin des Kristallschmuck-Herstellers. «Natürlich hatten wir als Kind alles, was man sich wünschen kann», erzählt Diana, «wir haben aber früh gelernt, das zu schätzen und uns sozial zu engagieren.»

Für alle «die Diana»

Sich auf dem Geld auszuruhen – das war nie Dianas Ding. Sie macht in New York eine Ausbildung zur Schauspielerin, arbeitet als Model. 1995 heiratet sie einen spanischen Adeligen. Trauzeuge ist der heutige spanische König Felipe VI. Das Paar bekommt zwei Kinder, zieht nach ­Venezuela. «Wir hatten eine Büffelfarm und waren Selbstversorger.» Dass es in diesem Land auch brenzlige Situationen gab und sie deshalb stets mit einer Pistole unterwegs war, darüber reden möchte sie heute nicht mehr.

Später zerbricht die Liebe zu ­Joaquin und Langes-Swarovski zieht es mit ihren Kindern zurück zu ihren Wurzeln, zurück nach Wattens. 2013 fragt ausgerechnet der WSG-Konkurrent Wacker Innsbruck Diana an, ob sie für den Klub arbeiten möchte. Nicht zur Freude ihres Vaters. «Mein Papa meinte, das käme nicht infrage, und schlug mir vor, ich solle doch Präsidentin von Wattens werden.»

Gesagt, getan. Sie wird so die erste Präsidentin eines österreichischen Fussball-Profiklubs. Wattens spielt damals in der Regionalliga West. Vor 150 Zuschauern. Gegen Eugendorf und Seekirchen. Kein Glamour. Kein Rampenlicht. «Ich habe gleich zu ­Beginn einen Plan aufgestellt. Das Ziel war klar: Wir wollen die Nummer 1 im Tirol werden.»

In diesem Frühsommer ist es so weit. Wacker steigt aus der Bundesliga ab und Wattens auf. Ihr Plan geht auf. Langes-Swarovski ist eine leidenschaftliche und emotionale Präsidentin. «An Spieltagen bin ich nicht ansprechbar und sehr nervös. Ich bin halt noch immer ein Fan.» Vor jedem Spiel zündet sie Kerzen an. «Damit sich keiner verletzt und damit wir hoffentlich gewinnen.»

Langes-Swarovski, die noch nie einen Trainer entlassen hat, arbeitet ehrenamtlich. «Ich investiere extrem viel Zeit und Herzblut in den Klub. Doch mich muss man nicht entlöhnen.»

Dass die Tirolerin eine Frau ist, war vor allem zu Beginn ein grosses Thema. Immer wieder wurde sie von Männern getestet, ob sie die Abseitsregel auch wirklich ­erklären kann. Darüber aufgeregt hat sie sich nie. «Ich habe ja schnell bewiesen, dass ich es kann und dass ich mit meiner Art Erfolg habe. Mittlerweile sollten das alle gemerkt haben.»

Man könnte sogar den Eindruck gewinnen, dass sie mit ihrer Weiblichkeit gerne mal spielt. Vor einem Jahr posierte sie auf dem offiziellen Mannschaftsfoto im luftigen, weissen Kleidchen. Im Zentrum des Fotos. Gut sichtbar für jeden. Langes-Swarovski kann offenbar in viele Rollen schlüpfen. Mal präsentiert sie sich im Abendkleid, mal als Business-Lady im Hosenanzug und mal als Naturmensch, umgeben von Hühnern.

Die Präsidentinnen

In der letzten Saison gab es in den beiden höchsten österreichischen Fussball-Ligen drei Präsidentinnen: Diana Langes-Swarovski (Wattens), Brigitte Annerl (Hartberg) und Katja Putzenlechner (Wiener Neustadt). Mittlerweile hat Putzenlechner ihr Amt niedergelegt. In den beiden Schweizer Profi-Ligen haben wir mit Ruth Ospelt (Vaduz) nur eine Präsidentin – sie tritt an der nächsten GV aber ab. Dafür gab es bei uns eine Pionierin: Als Gigi Oeri 2006 FCB-Chefin wurde, sorgte das europaweit für Schlagzeilen.

In der letzten Saison gab es in den beiden höchsten österreichischen Fussball-Ligen drei Präsidentinnen: Diana Langes-Swarovski (Wattens), Brigitte Annerl (Hartberg) und Katja Putzenlechner (Wiener Neustadt). Mittlerweile hat Putzenlechner ihr Amt niedergelegt. In den beiden Schweizer Profi-Ligen haben wir mit Ruth Ospelt (Vaduz) nur eine Präsidentin – sie tritt an der nächsten GV aber ab. Dafür gab es bei uns eine Pionierin: Als Gigi Oeri 2006 FCB-Chefin wurde, sorgte das europaweit für Schlagzeilen.

Ein weiteres Erfolgsrezept von ihr ist ihre Zugänglichkeit. Das ­sagen die Leute, die mit ihr zusammenarbeiten. Egal, ob für Spieler oder Medienschaffende – sie ist für alle «die Diana». Und nicht die millionenschwere Kristall-Erbin.

«Geld macht vieles einfacher im Leben», philosophiert sie, «aber es macht definitiv nicht glücklicher.» Auch als Präsidentin will sie deshalb nicht mit Geld um sich werfen. Und auch ins Sportliche wolle sie sich nicht einmischen. «Wir haben eine sportliche Leitung, die dafür zuständig ist. Aber klar gehen all unsere Spieler-Einkäufe bei mir über den Tisch.»

In der täglichen Arbeit befolgt sie vor allem einen Rat ihres Vaters Gernot: «Er sagt mir immer, ich solle mir nicht reinreden lassen. Und ich solle auf mein Herz hören.» Das fällt ihr nicht schwer, denn «ich bin ein Herz-Mensch. Ich führe deshalb unseren Klub wie eine Familie, bin mir aber stets bewusst, dass es ein Business ist. Ich kann professionelle Entscheidungen fällen und könnte, wenn es sein müsste, auch einen Trainer entlassen.»

Nötig war das bislang nicht. Seit sie Präsidentin ist, gehts nur noch nach oben. Wo sieht sie den Klub in fünf Jahren? «Noch immer in der Bundesliga. Und ich möchte etwas hinterlassen, das meine Handschrift trägt.»

Mittlerweile dauert das Gespräch schon gegen eine Stunde. Langes-Swarovski mahnt zum Aufbruch. Der nächste Termin steht an. Alle wollen vor dem Saisonstart etwas von der Tirolerin wissen. Eine Frage bleibt aber noch zu klären: Woran erkennt ein Aussenstehender, dass der Klub von einer Frau geführt wird? «An den kleinen Swarovski-Steinchen auf den Trikots zum Beispiel. Die gibt es, seit ich Präsidentin bin. Das sieht doch cool aus», erzählt sie lachend. «So, jetzt muss ich aber wirklich gehen.» Bussi links, Bussi rechts.

Der WSG Swarowski Tirol

Wattens und Swarovski – das gehört zusammen. Seit Jahrzehnten ist der Kristallschmuck-Hersteller Trikot-Sponsor des heimischen Fussballklubs und ein Mitglied der Dynastie deren Vereinspräsident. 1967 wurde der Klub in WSG Swarovski umgetauft.

Die WSG spielte nur von 1969 bis 1971 in der höchsten Liga. Ab 1971 bildete sie zusammen mit Wacker Innsbruck eine Spielgemeinschaft. Mit grossem Erfolg. Zwischen 1971 und 1986 wurden die Tiroler fünfmal Meister und kamen 1987 im Uefa-Cup bis in den Halbfinal. Spieler wie Bruno Pezzey (†) oder Hansi Müller kickten damals für das Team.

Heute ist der Klub, der in dieser Saison offiziell WSG Swarovski Tirol heisst, längst wieder eigenständig. Die Spiele darf er nicht im heimischen Gernot-Langes-Stadion austragen. Es ist nicht bundesliga-tauglich, im Herbst beginnen allerdings die ersten Sanierungsarbeiten, die Haupttribüne im Stadion steht aber unter Denkmalschutz: «Damit kann ich leben. Ich mag unser Stadion und wenn der alte Schweiss quasi noch zu riechen ist», sagt Langes-Swarovski dazu. Deshalb laufen die Wattener im Tivoli Innsbruck auf.

Das Team, trainiert von Thomas Silberger, hat kaum klangvolle Namen. Dem Schweizer Fussballfan dürften höchstens Zlatko Dedic und Kelvin Yeboah ein Begriff sein. Er ist der Sohn von Eintracht-Frankfurt-Legende Tony.

Wattens und Swarovski – das gehört zusammen. Seit Jahrzehnten ist der Kristallschmuck-Hersteller Trikot-Sponsor des heimischen Fussballklubs und ein Mitglied der Dynastie deren Vereinspräsident. 1967 wurde der Klub in WSG Swarovski umgetauft.

Die WSG spielte nur von 1969 bis 1971 in der höchsten Liga. Ab 1971 bildete sie zusammen mit Wacker Innsbruck eine Spielgemeinschaft. Mit grossem Erfolg. Zwischen 1971 und 1986 wurden die Tiroler fünfmal Meister und kamen 1987 im Uefa-Cup bis in den Halbfinal. Spieler wie Bruno Pezzey (†) oder Hansi Müller kickten damals für das Team.

Heute ist der Klub, der in dieser Saison offiziell WSG Swarovski Tirol heisst, längst wieder eigenständig. Die Spiele darf er nicht im heimischen Gernot-Langes-Stadion austragen. Es ist nicht bundesliga-tauglich, im Herbst beginnen allerdings die ersten Sanierungsarbeiten, die Haupttribüne im Stadion steht aber unter Denkmalschutz: «Damit kann ich leben. Ich mag unser Stadion und wenn der alte Schweiss quasi noch zu riechen ist», sagt Langes-Swarovski dazu. Deshalb laufen die Wattener im Tivoli Innsbruck auf.

Das Team, trainiert von Thomas Silberger, hat kaum klangvolle Namen. Dem Schweizer Fussballfan dürften höchstens Zlatko Dedic und Kelvin Yeboah ein Begriff sein. Er ist der Sohn von Eintracht-Frankfurt-Legende Tony.

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