Es ist der nächste Hammer in der Affäre um die womöglich gekaufte Vergabe der Fussball-WM 2006 nach Deutschland: Franz Beckenbauer hat gemäss «Bild.de» vier Tage vor dem Entscheid des Fifa-Exekutivkomitees im Juli 2000 einen Vorvertrag unterschrieben. Rainer Koch, Interimspräsident des deutschen Fussball-Bundes (DFB), bestätigt am Nachmittag laut der «Süddeutschen Zeitung» diese Meldung.
Koch: «In diesem Vertrag sind diverse Leistungen, keine direkten Geldleistungen, von deutscher Seite zugesagt worden, verschiedene sportliche Unterstützungsleistungen für den Concacaf-Verband, auch Spielvereinbarungen, Trainer-Unterstützung für den Concacaf-Verband und auch eine direkte Ticketzusage für diverse WM-Spiele an Jack Warner in Person.»
Warner gilt als als eine der grössten Skandalfiguren innerhalb der Fifa. Der damalige Fifa-Vize ist in den letzten Monaten in den Fokus der US-Ermittler geraten und wurde vor kurzem von der Ethikkommission des Verbandes lebenslang für alle Fussball-Ämter gesperrt.
Reinhard Rauball, der gemeinsam mit Koch derzeit die Geschicke beim DFB interimistisch leitet, sagt gegenüber «welt.de»: «Man muss diesen Vertrag als Bestechungsversuch werten. Die Formulierungen lassen diesen Schluss zu. Über diese Fragen ist offenbar nachgedacht worden. Wenn so etwas schriftlich konzipiert wird, lässt es diese Vermutung zu.»
Koch gibt sich in seinem Statement defensiv: «Es besteht zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Erkenntnis, ob diese Erklärung, diese vertragliche Vereinbarung vollzogen worden ist. All das muss aufgeklärt werden. Es ist auch keine Aussage zulässig, dass tatsächlich dieser Vertrag zu einem bestimmten Abstimmungsverhalten von Herrn Warner geführt hat oder eine derartige Intention vorlag. Auch dazu gibt es keine Inhalte in dem Vertrag selber.
Somit steigt der Druck auf Franz Beckenbauer. Der sonst so auskunftsfreudige «Kaiser» hat sich in den letzten Tagen auffällig zurückgehalten. Jetzt dürfte sich der Präsident des WM-Organisationskomitees 2006 bald erklären müssen. (eg/yap)