Der Sieger im Freundschaftsspiel zwischen Deutschland und Holland ist der Terror. Anderthalb Stunden vor dem Anpfiff räumt die Polizei das Stadion. Was alle befürchtet haben, wird zur Gewissheit: Die Islamisten haben unser Leben, unsere Gewohnheiten verändert. Sie bestimmen vorübergehend, was noch geht. Und was nicht.
Um 19.15 Uhr spricht die Polizei von konkreten Hinweisen auf eine Gefährdung. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich nur einige Hundert Menschen in der HDI-Arena, Fans, aber vor allem Funktionäre und Ordner. Kanzlerin Merkel ist im Flugzeug nach Hannover, als sie die Meldung erreicht. Sie fliegt zurück nach Berlin.
Um 20.20 Uhr sagt Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe im TV: «Uns hatte ein ernst zu nehmender Hinweis erreicht, dass im Stadion heute Abend ein Sprengstoffanschlag geplant ist.»
Um 21.30 Uhr erklärt der deutsche Innenminister Thomas de Maizière an der Medienkonferenz: «Im Zweifel hat der Schutz der Menschen Vorrang.» Die bittere Entscheidung, die Kapitulation vor dem islamistischen Terror, mag er nicht im Detail kommentieren. Weil er die Bevölkerung nicht verunsichern will.
Erst verursacht ein herrenloser Koffer Aufregung, dann berichtet «Spiegel online» von einem mutmasslichen Attentäter im Stadion, gerüchteweise ist von einem mit Sprengstoff beladenen Krankenwagen die Rede.
Joachim Löws Nationalmannschaft hat bewegte Tage hinter sich. Beim Massaker von Paris musste sie im Stadt de France übernachten. Nach einigem Zögern wollte sie trotzdem gegen Holland antreten –und muss vor dem Stadion umkehren.
Bereits der belgische Fussballverband hatte sein Länderspiel gegen Spanien kurzfristig abgesagt – ebenfalls aus dringenden Sicherheitsgründen. Der Stadtteil Molenbeek, der von etlichen muslimischen Fundamentalisten bewohnt wird, ist vom Brüsseler Stadion nicht weit entfernt.