Noch gibt er keine Interviews. Batuhan Karadeniz (24) will zuerst in St. Gallen richtig ankommen. Genug zu tun hat der türkische Stürmer auch: Er muss mit Zusatzschichten seine Fitness aufmöbeln. Kein Wunder: Vor dem Wechsel in die Schweiz war der 1,95-m-Hüne bei Sivasspor seit fünf Monaten suspendiert, im Januar wurde der Vertrag aufgelöst. Der Grund: extreme Disziplinlosigkeit.
Einmal mehr steht sich Karadeniz selber im Weg. In der Türkei ist das einstige Riesentalent, das mit 16 Jahren bei Besiktas sein Profi-Debüt gab, als hoffnungsloser Fall abgestempelt. Karadeniz, auch schon als neuer Hakan Sükür gefeiert, hat bereits zehn Klubwechsel hinter sich. Und macht mehr mit Skandalen als mit Toren auf sich aufmerksam.
Zuletzt im April. Karadeniz stellt ein Video ins Internet, das ihn lachend beim Herumballern mit einem Gewehr zeigt. Das Heikle daran: Am Vortag beschiessen irre Fans den Fenerbahçe-Bus, der Fahrer wird verletzt. Das Knarren-Video wird als Provokation aufgefasst.
Eklat vor Europacup-Spiel
2012 bei Eskihesirspor fühlt sich Karadeniz von Coach Ersun Yanal beleidigt, er boykottiert darauf das Training. Deshalb wird er fürs Europa-League-Spiel gegen St. Johnstone aus dem Kader gestrichen. Und nach einem uneinsichtigen Tweet ganz rausgeworfen.
Auch mit dem Gesetz kommt «Batugoal» in Konflikt. Am Steuer eines Sportwagens überfährt er ein Rotlicht, gerät in eine Polizeikontrolle und wird ohne Führerschein erwischt.
2013 unterschreibt der Türke einen Vertrag in Shanghai. Am Abend vor dem ersten Training betrinkt er sich so sehr, dass er am Morgen mit einem Schwips auf dem Platz erscheint. Die Chinesen trennen sich sofort wieder von ihm.
Karadeniz, der Anti-Musterprofi. Seine Trainer bringt er alle zum Verzweifeln. Zu spät im Training, lustlose Auftritte, falsche Ernährung, Ausflüge ins Nachtleben. Jetzt kann er sich bis zum Sommer in St. Gallen beweisen. Trainer Joe Zinnbauer lobt die Qualitäten, die Karadeniz mit 19 schon in die türkische Nati brachten, und sagt: «Er weiss, dass er noch Defizite hat, und stellt deshalb keine Ansprüche. Er kann uns für 20, 25 Minuten helfen.» Erstmals am Sonntag gegen Lugano?